Wie in jedem Frühling kann ich den Beginn der Wildkräutersaison kaum erwarten. Als gestern endlich kein Schnee mehr lag, musste ich sofort nach draußen. Ich war zu gespannt, ob man auf meiner Lieblingswiese schon das erste Grün entdecken kann. Und tatsächlich spicken schon die allerersten Blättchen aus der Erde. Was für eine Freude!!!
Nach einem langen Winter habe ich immer ein enormes Bedürfnis nach grünen, frischen Kräutern und jeder Menge Gemüse. Schon im zeitigen Frühjahr findet man etliche wilde Pflänzchen, die nun voller Energie stecken. Sie entgiften, vitalisieren und kräftigen unseren Organismus, bringen den Stoffwechsel in Schwung und vertreiben die Frühjahrsmüdigkeit.
Am schattigen Waldrand fand ich das Scharbockskraut. Glänzend und knallig grün kämpfte es sich durch das alte Laub. Das Scharbockskraut ist eins der ersten Kräutlein, die man ernten kann. Es steckt voller Vitamin C und gilt als sehr blutreinigend. Sobald sich allerdings die gelben Blüten zeigen, sollte man das Scharbockskraut nicht mehr ernten. Mit der Blüte steigt der Gehalt an Protoanemonin stark an und das Scharbockskraut wird leicht giftig.
Ein paar Meter weiter sah ich die ersten zarten Triebe der Weißen Taubnessel. Sie ähnelt sehr der Brennnessel und wächst gerne in deren Nähe. Die Blätter der Brennnessel lugten kaum aus dem Boden. Sie müssen an dieser Stelle erst noch ein wenig wachsen.
Die Weiße Taubnessel gilt u.a. als belebend und verdauungsfördernd. Ihre Blätter haben einen feinwürzigen Pilzgeschmack. Das müsst ihr unbedingt einmal testen! Ich verwende sie sehr gerne als Spinat, für Gemüsefüllungen oder auch roh in meinen Salaten. Auch die Blüten sind eine Besonderheit mit enormer Heilwirkung, aber das ist dann mal ein Sommer-Thema.
Auf „meiner Wiese“ angekommen war ich ganz überrascht, wie groß der Sauerampfer schon war. Der Wiesen-Sauerampfer ist ein interessantes Wildkraut, mit einem angenehm säuerlichen Geschmack, der zu vielen Gerichten hervorragend passt. Ich mag ihn in meiner Kräuterbutter, in Salaten, Dips und Saucen, mache Suppe daraus und vieles mehr.
Neben einer großen Menge an Vitamin C enthält er die Vitamine E, B1, B2 und B6. Er hat eine blutreinigende, wassertreibende und verdauungsfördernde Wirkung.
Der Wiesen-Salbei ist einer meiner Lieblinge. Er hat deutlich weniger Heilwirkung als unser Gartensalbei, aber für die Wildkräuterküche finde ich ihn umwerfend.
Ich muss euch unbedingt das Rezept für meine Wiesen-Salbei-Päckchen mit Schafskäse geben! Ich bereite sie im Sommer gerne als Fingerfood zu. Zusammen mit den blauen Salbeiblüten entwickeln sie beim Anbraten ein fruchtiges Aroma, das ein wenig an Ananas erinnert.
Ich war ganz begeistert, dass sich auch beim Wiesen-Salbei schon klitzekleine neue Blättchen in der Mitte der Blattrosette zeigen. Könnt ihr sie auf dem Foto erkennen?
Auch das Wiesen-Labkraut sprießt schon kräftig. Die grünen, mild schmeckenden Spitzen mag ich sehr in meinen Frühlingssalaten. Der Geschmack ist wie eine Mischung aus Kopfsalat und Rucola. Ich verwende immer die oberen Teile der Pflanze, solange sie noch schön weich sind.
Das Wiesen-Labkraut gilt u.a. als nervenstärkend, beruhigend und entzündungshemmend.
Die ersten Gänseblümchen durften natürlich auch nicht fehlen. Trotz ihrer hübschen, zierlichen Optik sind sie zähe Gewächse. „Bellis perennis“ lautet ihr lateinischer Name, der „die ausdauernde Schöne“ bedeutet. Und wirklich, selbst im Winter sind sie unter einer Schneedecke zu finden und blühen unermüdlich, sobald sich die Sonne zeigt.
Gänseblümchen sind blutreinigend und regen den Stoffwechsel an. Auch durch ihren hohen Gehalt an Vitamin C, Magnesium, Eisen u.v.a. sekundären Inhaltsstoffen sind sie gesunde Fitmacher im Frühling.
In der Wildkräuterküche ist das Gänseblümchen vielseitig einsetzbar und eignet sich sowohl für herzhafte als auch für süße Rezepte. Probiert die Blüten einmal über einem Salat, nur kurz in Olivenöl angebraten – das schmeckt wunderbar!
Und dann die Scharfgarbe, seit langem mein absoluter Favorit in Sachen Wildkräuter! Die neuen, fein gefiederten Blättchen konnte man schon deutlich sehen. An einigen Stellen hatten sie bereits eine Länge von 4 cm, so dass ich mich traute, gleich ein paar zu ernten.
Die Schafgarbe war 2004 Heilpflanze des Jahres und das zu Recht. Durch ihre Wirkstoffkombination ist die Schafgarbe sehr vielseitig in ihrer Heilwirkung. Sie gilt u.a. als beruhigend, blutstillend, durchblutungsfördernd, entspannend, schmerzlindernd, schleimlösend und ist ein tolles Frauenheilkraut. Die Schafgarbe hilft, den Körper ins Gleichgewicht zu bringen.
In der Küche verwende ich sie als Zutat für unterschiedliche Kräutersalze, Kräuterbutter, Brotaufstriche u.v.m. Die jungen, zarten Blätter passen wunderbar in Wildkräutersalate und Gemüsegerichte.
Schon während der Sommermonate lege ich mir einen Vorrat an getrockneter Schafgarbe für den Winter an. Schafgarbensalz steht bei uns immer zum Würzen bereit. Wir mögen den intensiven Geschmack der Schafgarbe sehr.
Aus den Blüten der Schafgarbe stelle ich seit einigen Jahren einen aromatischen Kräutersirup her. Mit Zitrone und Mineralwasser ist er eine herrliche Erfrischung im Sommer.
Gleich in der Nähe konnte man auch beim Spitzwegerich den neuen Austrieb erkennen. Der Spitzwegerich ist eine alte Heilpflanze, die viele aus ihrer Kindheit als „Wiesenpflaster“ kennen. Als Kinder zerquetschten wir die Blätter und legten sie auf unsere Mückenstiche. Und wirklich, der Spitzwegerich ist juckreizstillend, abschwellend, desinfizierend und wundheilend.
Der Spitzwegerich wirkt auch entzündungshemmend, antibakteriell, stimuliert das Immunsystem und ist schon lange als Lungenheilpflanze bekannt.
Für meine Wildkräuterküche ernte ich die noch weichen, jungen Blättchen aus der Rosettenmitte. Ich mag sie roh in Salaten, gekocht in Gemüsegerichten oder mache Wiesenkräuter-Gnocchi daraus. Die Blätter, später auch die Knospen, haben einen feinen Geschmack nach rohen Champignons.
Bereitet euch einmal eine Spitzwegerich-Suppe mit einem Topping aus gebratenen Spitzwegerichknospen zu. Das schmeckt seeehr lecker!
Auch der Kleine Wiesenknopf überraschte mich. Wie konnte er kurz nach dem Schnee schon so gewachsen sein? An einigen Stellen konnte man dicke Wiesenknopf-Rosetten mit vielen neuen, gefiederten Blättchen sehen.
Der Kleine Wiesenknopf wirkt u.a. entzündungshemmend, harntreibend, blutstillend, verdauungsfördernd, ist schleimlösend und mit seinem hohen Gehalt an Vitamin C ein wunderbares Frühlingskraut.
Ich mag den leicht nussigen Geschmack des Kleinen Wiesenknopfes und verwende das frische Grün gerne roh in meinen Salaten, in Kräuterquark oder Smoothies, gekocht in Suppen oder Soßen.
Der Kleine Wiesenknopf ist die wilde Form der Pimpinelle, die in die klassische Frankfurter Grüne Soße gehört.
Auf dem Rückweg schaute ich noch bei „meiner Giersch-Ecke“ vorbei. Vom Giersch entdeckte ich noch keine Spur. Allerdings waren die Purpurroten Taubnesseln bereits riesig. Selbst die Ansätze der purpurfarbenen Blüten konnte man schon sehen.
Die Purpurrote Taubnessel hat ähnliche Inhaltsstoffe wie ihre weißblühende Schwester. Sie enthält u.a. viel Vitamin C und B, Zink und Kieselsäure. Auch sie ist eine gute Lungenheilpflanze, wirkt sehr blutreinigend, harntreibend und wird bei Frauenleiden angewendet.
Ihre Blätter, die auch dieses leichte Pilzaroma haben, verwende ich roh und gekocht.
Direkt daneben waren die Blätter des Gundermanns noch winzig klein. Ich traute mich gar nicht, sie zu pflücken. Sie müssen erst noch wachsen.
Der Gundermann ist auch eine sehr stoffwechselanregende Heilpflanze, die u.a. schleimlösend und entzündungshemmend wirkt.
Bei seinem Geschmack scheiden sich die Geister. Viele lieben den herb-aromatischen Gundermann, der ein wenig an Minze und Lakritz erinnert. Ich verwende die Blätter sehr gerne roh, mag es allerdings nicht, wenn das Gundermann-Aroma in meinen Gerichten dominiert.
Auf meinem Kräuterspaziergang hatte ich nur zwei kleine Papiertüten dabei. Ich wollte schließlich „nur mal schauen“ und hatte gar nicht vor, Kräuter zu sammeln. Doch am Ende waren dann die Tütchen voll mit frischen, grünen Blättchen und einigen Blüten.
Wildkräuter lassen sich absolut unkompliziert in den täglichen Speiseplan integrieren. Sie bringen Abwechslung auf den Tisch und liefern ganz neue Geschmackserlebnisse.
Es machte mir solche Freude, mit diesen ersten wilden Kräutern unser Abendessen aufzupeppen. Und was ich daraus zubereitet habe, verrate ich euch im nächsten Post.
Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Zeit mit ganz viel Frühlingssonne!
Herzliche Grüße von
Regina