Beim Spazierengehen sieht man jetzt überall reich blühende Naturhecken entlang von Feldern und landwirtschaftlichen Wegen. Hecken sind langgestreckte, kleinflächige „Waldinseln“ mit einer artenreichen Mischung aus Bäumen und Sträuchern. Sie prägen seit Jahrhunderten das Bild unserer Kulturlandschaft. Wir könnten stundenlang beobachten, was sich in den Hecken am Wegesrand so tut.
Schon in der Bronzezeit entstanden Hecken als Saumbiotope durch Rodung und Besiedlung der Wälder. Im Mittelalter hatten Hecken eine große Bedeutung als Abgrenzung zwischen den Feldern. Sie legten Besitzverhältnisse dar, dienten als Umzäunung von Vieh und Schutz vor Eindringlingen.
Das altdeutsche Wort „hegga“ (hegen, umzäunen) und die Silbe „heck“ (behüten, beschützen) deuten auf diesen Ursprung hin. Hecken wurden als Quelle für Brennholz, Flechtmaterial, zur Gewinnung von Gerberlohe, als Futter- und Nahrungsquelle oder zu Heilzwecken genutzt. Ab dem 17. Jahrhundert waren Hecken wichtiger Erosionsschutz für waldfreie Flächen.
Naturhecken als Linienbiotope findet man an Flussufern, Feld- oder Waldrändern. Sie bestehen aus mehrreihigen Bäumen und Sträuchern, die mehr oder weniger dicht wachsen und undurchdringlich sind. Sie sind in Baum-, Strauch- und Krautschicht aufgebaut. In der „Kernzone“ der Hecke ist es im Winter wärmer und im Sommer deutlich kühler als auf dem freien Feld, die Luftfeuchtigkeit liegt bis zu 15 % höher. Hecken mindern die Windgeschwindigkeit, schützen vor Wassererosion und festigen den Boden.
Sie sind wichtige Ökosysteme für zahlreiche Tiere und Pflanzen und tragen zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Wildhecken bieten Schutz und Lebensraum für die Hälfte aller einheimischen Säugetiere, für ein Fünftel unserer heimischen Singvögel, für Reptilien sowie unzähligen Insekten, Spinnen und Kleinlebewesen. Sie dienen Greifvögeln, wie Bussard oder Rotem Milan als Sitz- oder Singwarte. Hecken sind Leitlinien für Vögel und Fledermäuse. Zum Überwintern finden sich Schnecken, Zauneidechsen, Haselmaus und viele mehr ein.
Im Zuge von Flurbereinigungsmaßnahmen kam es in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Schwund der Feldhecken. Die Intensivierung der Landwirtschaft forderte größere Maschinen, Hecken sah man dabei nur noch als unnötige Hindernisse an. Auch dem Siedlungs- und Straßenbau mussten viele Gehölze weichen. Dadurch verschwanden ganze Lebensräume für viele Tierarten.
Heute ist ganz langsam eine Rückbesinnung auf die ökologische Bedeutung der Hecken spürbar. Im Naturschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg gelten Feldhecken, Feldgehölze, Hohlwege, Trockenmauern und Steinriegel als geschützte Biotope.
Der allererste Strauch, der bei uns blüht, ist die Kornelkirsche (Cornus mas), der Gelbe Hartriegel. Seine Blüten sieht man schon von weitem leuchten. Von nahem sehen sie wie kleine, gelbe Sternchen aus.
Wenn ihr im Frühling die Augen offenhaltet und euch merkt, wo der Gelbe Hartriegel geblüht hat, könnte ihr dort gegen Ende August Kornelkirschen ernten. Kornelkirschen stecken voller guter Inhaltsstoffe und man kann eine Menge aus ihnen zubereiten. Das ist aber mal ein Thema für den Herbst…
Fast gleichzeitig mit der Kornelkirsche kommt die Sal-Weide (Salix caprea) zum Blühen. Sicher kennt ihr die flauschigen Weidenkätzchen aus Kindertagen?
Als nächstes beginnt die Blütezeit der Kirschpflaumen (Prunus cerasifera) und der Vogelkirschen (Prunus avium).
Beide sind eine wichtige Nahrungsquelle für früh fliegende Insekten und gehören zu den Rosengewächsen. Wie kleine Schaumkronen wogen die weißen Blüten auf den Ästen.
Ihre Blüten sind sehr ähnlich. Erst wenn die Blätter entwickelt sind, lassen sie sich gut voneinander unterscheiden. Bei den Blättern der Vogelkirsche findet man an der Basis der Blattspreite zwei auffällige, rötliche Nektardrüsen. Die Kirschpflaume hat dieses Merkmal nicht.
Schlehensträucher (Prunus spinosa) blühen noch etwas später. Auch der „Schwarzdorn“ gehört zur Gattung Prunus und ist somit ein Rosengewächs. Seine fünfblättrigen weißen Blüten sind eine hervorragende Nektarquelle für Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Die Schlehe ist ein typischer Schmetterlingsstrauch. Rund 70 Schmetterlingsarten suchen sie zur Eiablage auf.
Vögel, wie der Neuntöter, nutzen Schlehenhecken daneben gerne als Futterplatz. Er spießt seine Beutetiere an den Dornen der Schlehe auf, um sie so leichter verzehren zu können.
Ab Herbst sind dann die schwarz-blauen Schlehenfrüchte eine beliebte Futterquelle. Auch Wildpflanzenfreunde schwören auf die herben Früchte der Schlehe und ihre gesunden Inhaltsstoffe.
Aber auch mit den Blüten lässt sich einiges anfangen. Probiert bei einem Spaziergang mal eine Knospe oder Blüte der Schlehe… Schmeckt ihr das feine Bittermandelaroma? Aus den Schlehenblüten könnt ihr Tee trocknen, einen „heimischen Amaretto“ herstellen oder Apfelmus aromatisieren.
Für viele Tiere wie Igel, Haselmaus oder Erdkröte sind wilde Hecken ein wichtiger Rückzugsort vor Fraßfeinden. Den Nestern von Amsel, Rotkehlchen und Zaunkönig bietet dichtes, dorniges Gestrüpp einen guten Schutz.
Hier seht ihr im Hintergrund eine schon fast verblühte Schlehe. Der Weißdorn (Crataegus) im Vordergrund ist ein wenig später dran. Anders als bei der Schlehe erscheinen beim Weißdorn die neuen Blätter noch vor den weißen Blüten.
Weißdorn ist ein Strauch mit großer Heilwirkung. Er gilt als beruhigend, blutdruckregulierend, entspannend, besonders herzstärkend und ist sehr verträglich. Es gibt keine bekannten Nebenwirkungen. Die Blüten und jungen Blätter des Weißdorns sind am wirksamsten, um das Herz zu unterstützen, doch auch die roten Früchte im Herbst kann man für allerlei Gesundes verwenden.
Auch die Hunds-Rose (Rosa canina), die oft als Heckenrose bezeichnet wird, treibt nun schon tüchtig aus. Die Hunds-Rose wächst als aufrechter, lockerer Strauch und bildet lange, bogig überhängende Zweige mit kräftigen, hakigen Stacheln. Auf ihre zarten Blüten müssen wir allerdings noch ein wenig warten.
Noch ein kleiner Tipp: Für alle, die im eigenen Garten einen Rückzugsbereich und neuen Lebensraum für viele Tiere schaffen möchten, wäre das Anlegen einer Benjeshecke eine gute Möglichkeit. Zwischen Holzpfosten werden Totholz, Zweige, Reisig sowie andere Gehölzschnitt- und Gartenreste in Form einer Hecke aufgeschichtet. Viele Vogelarten lieben solche geschützten Bereiche. Auch Igel, Zauneidechsen, Kröten und Insekten ziehen gerne in eine Benjeshecke ein und sorgen als Nützlinge für einen schädlingsfreien Garten.
Die Totholzhecke könnt ihr ganz auf die Größe eures Gartens abstimmen. Ihr braucht dafür keine riesige Fläche. Auch wir werden in diesem Jahr eine Benjeshecke in einer ruhigen Ecke unseres Gartens anlegen.
Darüber werden wir dann sicher noch berichten…
Macht‘s gut, genießt unsere schöne Natur und bleibt gesund!
Seid herzlich gegrüßt von
Harald und Regina