Bei meiner Exkursion für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Rems-Murr e. V. hatten wir vergangenen Sonntag traumhaft schönes Spätsommerwetter. Und ich durfte wieder eine besonders nette, gut gelaunte Gruppe durch den Plattenwald führen.
Vielen Dank euch allen für eure Aufmerksamkeit und euer großes Interesse an den wilden Pflanzen. Die Tour mit euch hat mir riesigen Spaß gemacht!!!
Wie versprochen, bekommt ihr heute eine kleine Zusammenfassung unserer herbstlichen Wildpflanzenexkursion…
Der Herbst ist für Wildpflanzenbegeisterte vermutlich die spannendste Jahreszeit. Gemeinsam schauten wir uns alles an, was in diese Jahreszeit gehört.
Man findet gerade noch viele grüne Kräuter, die auf abgemähten Wiesen wieder kräftig austreiben. Beeren, Nüsse, Samen stecken voller Vitamine, Gerbstoffe, Pflanzenfarbstoffe, die unser Immunsystem stärken und uns fit für die kalte Jahreszeit machen. Bald beginnt auch die Zeit der Wurzeln. In ihnen werden wichtige Inhaltsstoffe gespeichert, die die Pflanzen im Frühling für den Neuaustrieb brauchen.
Wir testeten die kleinen, roten Apfelfrüchte des Eingriffeligen Weißdorns (Crataegus monogyna). Der Geschmack war nicht wirklich prickelnd, eher etwas „mehlig“.
Trotzdem lässt sich einiges Leckere aus den Früchten zubereiten. Bei meiner VHS-Wildkräuterwanderung am 02.10. könnt ihr euch beim anschließenden Picknick davon überzeugen – ihr werdet überrascht sein.
Der Weißdorn punktet mit seinen Inhaltsstoffen: Sie wirken antioxidativ, durchblutungsfördernd, gefäßerweiternd und beruhigend. Sie stärken das Herz, beeinflussen den Blutdruck positiv, können bei Wechseljahresbeschwerden und Nervosität eingesetzt werden. Weißdorn zeichnet sich durch gute Verträglichkeit aus und ist frei von Nebenwirkungen.
Dann standen wir vor einer wunderschönen Heilpflanze aus der Familie der Doldenblütler: der Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris).
Früher wurde die Pflanze bei Husten, Magenleiden oder in Zeiten großer Ansteckungsgefahr verwendet. Die Wald-Engelwurz wirkt verdauungsfördernd, appetitanregend, wind- und harntreibend.
Ihre Blätter und Triebe isst man roh oder gegart. Die Blattstiele sind kandiert ein Leckerbissen. Blüten, Samen und Wurzeln werden gerne zum Aromatisieren von Kräuterschnäpsen, Likören, Süßspeisen oder als Gebäckzutat verwendet.
Die Wald-Engelwurz ist eine zwei- oder mehrjährige Pflanze. Im ersten Jahr erscheinen lediglich die 2-fach gefiederten, dunkelgrünen Blätter.
Erst im zweiten oder dritten Jahr erscheinen dann die gewölbten, vielstrahligen Doppeldolden. Im Herbst kann man die aromatischen Spaltfrüchte der Wald-Engelwurz ernten.
Die Sprossachse der Wald-Engelwurz ist rund, kahl und hohl. Die Blattscheiden sind auffallend bauchig.
Beim Blattstiel überzeugten wir uns von der deutlich spürbaren Rinne.
Der Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) ist ein Verwandlungskünstler. Er kann bis 2 m groß werden, auf Wiesen misst er auch mal nur 10 cm. Auch er gehört zur Pflanzenfamilie der Doldenblütler.
Wie empfandet ihr den Geschmack der noch grünen Spaltfrüchte? Etwas ähnlich wie Kardamom? Konntet ihr die zitronige Note schmecken oder nur das Bittere?
Wiesenbärenklau enthält u. a. Provitamin A, Bitterstoffe, Eiweiß, Eisen, Kalium, mehr als sechsmal so viel Magnesium, achtmal so viel Calcium und etwa 20-mal mehr Vitamin C als Kopfsalat.
Er wurde volksmedizinisch bei Verdauungsbeschwerden, bei Husten, Heiserkeit und zur Blutdrucksenkung eingesetzt.
Aber Achtung: Es besteht Verwechslungsgefahr mit dem Riesen-Bärenklau (Herkulesstaude). Dieser wird oft riesig, über
3 m groß, und verursacht durch Furanocumarine bei Berührung und in Verbindung mit Sonnenlicht starke Hautentzündungen, Verbrennungen, Blasen.
Beim Wiesen-Bärenklau sind die äußeren Blüten der einzelnen Döldchen stark vergrößert.
Die Sprossachse ist kantig gefurcht und borstig behaart. Eine prima Eselsbrücke ist der Merkspruch: „Ist der Stängel kantig rauh, ist es Wiesen-Bärenklau.“
Ein ganz, ganz wichtiges Erkennungszeichen sind die borstig behaarten Blattstiele und Teilblätter des Wiesen-Bärenklaus.
Bei Menschen mit sehr empfindlicher Haut kann auch der Wiesen-Bärenklau in Verbindung mit Sonnenlicht allergische Reaktionen auslösen.
Bei der Großen Brennnessel (Urtica dioica) schauten wir uns hauptsächlich die Samen der weiblichen Pflanzen an. Mit ihrem enormen Gehalt an Vitamin E, Linolsäure, Enzymen und Pflanzenhormonen sind die Samen wirkliche Power-Früchte. Und man kann sooo viel Leckeres mit ihnen zubereiten.
Die schwarzen Steinfrüchte des Schwarzen Holunders (Sambucus nigra) sind nun bald erntereif. Sie sollten nie roh verzehrt werden. Gekocht sind sie aber wirkliche Vitamin- und Mineralstoffbomben. Ihr Gehalt an Anthocyanen (Pflanzenfarbstoffen) wirkt stark antioxidativ, zellerneuernd, gefäßschützend und regt die Immunabwehr an.
Das bedeutet: Holunderbeeren machen fit, gesund und schön 😉!
Auf unserem Weg sahen wir auch den giftigen Verwechsler, den Zwerg-Holunder oder Attich (Sambucus ebulus). Dieser ist allerdings eine Staude. D. h. der Zwerg-Holunder verholzt nicht.
Also immer nach verholzten Ästen schauen – dann könnt ihr euch sicher sein, dass es der Schwarze Holunder ist.
Der Geschmack der orangeroten Apfelfrüchte war wie eine Vitamin-C-Explosion im Mund, oder?
Man sieht den Früchten der Eberesche (Sorbus aucuparia) schon ihre Inhaltsstoffe an, finde ich: Carotinoide, sehr viel Vitamin C, Bitter- und Gerbstoffe.
Wegen des Gehalts an Parasorbinsäure sollte man nur sehr wenige Früchte in rohem Zustand verzehren. Gekocht bereiten sie keine Probleme.
Mein Rezept für den „wilden Aperol“ muss ich euch unbedingt noch geben.
Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) gehört zu den invasiven Neophyten und wird in unseren Wäldern nicht gerne gesehen. Die pinkfarbenen Blüten sind allerdings wahre Insektenmagnete. Die mild-süßlich schmeckenden Blüten lassen sich gut zu Sirup oder Gelee verarbeiten.
Hier seht ihr nochmal die gestielten Nektardrüsen. Ihre Aufgabe ist es, Schutzinsekten anzulocken.
Das Drüsige Springkraut ist ein Saftdruckstreuer. Sobald die Samen reif werden, steigt der Zelldruck in den Spaltkapseln so stark an, dass sie schon ein leichter Wind oder eine Berührung zum Platzen bringt.
Die unreifen oder auch die dunklen, reifen Samen schmecken ein wenig nach Haselnüssen und sind ein leckeres Topping auf Salaten oder Suppen.
Es gibt keine Wildkräuterführung ohne den Giersch (Aegopodium podagraria). Er ist eine unserer ältesten Wildgemüse- und Heilpflanzen und gehört zur Pflanzenfamilie der Doldenblütler. Er wirkt leicht harntreibend, entzündungshemmend, entsäuernd und kräftigend.
Wir schauten uns seine Erkennungsmerkmale an…
An welche Zahl denkt man beim Giersch? Geeenau, an die DREI (einige meiner Teilnehmer waren nun schon öfters bei meinen Touren dabei und ich freue mich jedes Mal zu sehen, wieviel sie sich von der letzten Führung merken konnten. Und manche bringen von Haus aus schon großes Wildkräuterwissen mit. Das ist richtig klasse!!!).
Dann standen noch die Wegeriche auf dem Programm. Der Breitwegerich (Plantago major) liebt verdichteten Boden. Seine langen Blütenähren haben ein wundervolles Aroma nach frischen Steinpilzen.
Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) mit seinen „Heiligenschein-Blüten“. Auch er kann für viele köstliche Gerichte verwendet werden.
Den Mittleren Wegerich (Plantago media), mit seinen zarten, rosafarbenen Blüten, finde ich am hübschesten.
Alle drei Wegericharten enthalten Eugenol, wirken entzündungshemmend, antibakteriell, antibiotisch, wundheilend, reizmildernd, hustenstillend und blutreinigend. Meist wird der Spitzwegerich für Heilanwendungen eingesetzt.
Die Wilde Möhre (Daucus carota) gehört auch zu den Doldenblütlern und ist sehr gut an der Nestform und dem kleinen Spitzendeckchen zu erkennen. Ihre Wurzel könnten wir uns auch einmal gemeinsam anschauen…
Die Kornelkirschen schmeckten wunderbar, oder? Leicht säuerlich und fruchtig.
Kornelkirschen sind die Früchte des gelben Hartriegels (Cornus mas) und enthalten sehr viel Vitamin C und Anthocyane. Also wieder ein „Freie Radikale-Fänger“, der unser Immunsystem anschubst.
In meinem VHS-Kochkurs am 09. Oktober werden wir aus den ovalen Früchten ein wildes Dessert zubereiten.
Das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria) ist eigentlich ein Thema meiner Blüten-Führungen im Sommer. Da es auf unserem Weg aber nochmals so hübsch blühte, schauten wir uns das Rosengewächs doch genauer an.
Das Mädesüß gilt durch seinen Inhaltsstoff Salicylsäure als natürliches Schmerzmittel. Flavonoide, ätherische Öle, Gerb- und Schleimstoffe machen es zu einer wichtigen Heilpflanze.
Selbstverständlich gehört zu jeder Wildkräuterwanderung auch ein Märchen. Mit Blick in die schöne Landschaft machten wir Rast um der Brennnessel-Geschichte zu lauschen.
Passend dazu gab es einen „Adam & Eva Apfelkuchen“ mit Brennnesselsamen und Rosenblütenzucker.
Das Rezept veröffentliche ich demnächst.
Nun lag nur noch ein kleines Stückchen Weg vor uns…
Im Schatten entdeckten wir die Echte Nelkenwurz (Geum urbanum).
Die Wurzel dieser Heilpflanze ist für mich jedes Mal wie ein kleines Naturwunder.
Hier kommt ihr zu meinem „Hildegard von Bingen Wein“ und zur Beschreibung der Echten Nelkenwurz.
Dann waren wir schon am Ende unserer Wildpflanzenexkursion angekommen. Wie schnell doch die Stunden immer verfliegen.
Ich wünsche euch allen eine schöne Restwoche und freue mich schon heute, wenn wir uns ganz bald wiedersehen.
Macht’s gut bis dahin!
Herzliche Grüße von
Regina
Liebe Regina, deine Wildpflanzenexkursion
war Spitze! Da ist so richtig Herzblut und Liebhaberei dabei. Dein Wissen ist bewundernswert. Dein Apfelkuchen ein besonderes Highlight! Alles in allem eine mega interessante Führung. Bin das nächste Mal bestimmt wieder dabei!
Liebe Anita,
ihr habt es mir aber auch wirklich leicht gemacht. Ihr wart eine so offene und interessierte Gruppe. Es hat mir großen Spaß gemacht, die wilden Pflanzen mit euch etwas genauer anzuschauen.
Ich freue mich sehr, wenn wir uns ganz bald wiedersehen!
Herzliche Grüße von
Regina
……einen schönen Sonntag
ich bin voll „entflammt“
seid unserer Exkursion letzten Sonntag!!
G E R N E möchte ich mein Wissen erweitern und an weiteren Terminen dabei sein!!
Viele Grüße
und vielleicht nochmal die App Regina, damit ich auch alleine erkennen kann was da so um mich herum wächst —–und bitte in die newsletter aufnehmen :-)) Elke
Liebe Elke,
ihr wart wirklich eine super Gruppe, unglaublich interessiert und begeisterungsfähig. Sehr gerne unterstütze ich euch dabei, die wilden Kräuter und Pflanzen immer besser kennenzulernen.
Die App, die ich am besten finde, ist die „Flora Incognita“. Sie wurde von der TU Ilmenau in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena entwickelt.
Ich freue mich schon, dich bald bei einer meiner Touren wiederzusehen!
Herzliche Grüße
Regina