Ich liebe Labkräuter und finde, sie sind eine wirklich spannende Pflanzengattung. Bisher habe ich in unserer Gegend fünf Arten davon entdeckt. Es lohnt sich, die teilweise unscheinbaren Gewächse näher zu betrachten.

Wiesen-Labkraut

Labkräuter gehören zur Pflanzenfamilie der Rötegewächse. Bei sämtlichen Labkräutern sind die Blätter in sogenannten Quirlen angeordnet. Das ist wohl das auffälligste gemeinsame Merkmal.

Die Blüten haben immer vier Blütenblätter und sind meist sehr klein, bei manchen Arten geradezu winzig. Aus den Blüten entwickeln sich 2-teilige Spaltfrüchte.

Auf dem oberen Bild seht ihr das Wiesen-Labkraut.

Sumpf-Labkraut

Das Sumpf-Labkraut (Galium palustre) ist meine Neuentdeckung. Es bevorzugt, wie der Name (paluster: sumpfig, moorig) schon sagt, einen feuchten Standort.

Ich fand es vor kurzem entlang eines schmalen, ziemlich sumpfigen Waldpfades.

Sumpf-Labkraut

Zuerst vermutete ich, dass es sich bei dem zierlichen Gewächs um das Wald-Labkraut handeln könnte.

Bei genauerem Hinsehen konnte ich allerdings deutlich den vierkantigen, etwas rauen Stängel erkennen und rote Staubbeutel in der Mitte der kleinen, weißen Blütchen (dafür hätte man beinahe ein Lupe gebraucht).

Beides sind Merkmale des Sumpf-Labkrauts.

Sumpf-Labkraut

Uuuund die Quirle beim Sumpf-Labkraut setzen sich meist aus nur 4 Blättchen zusammen. Das könnt ihr hier schön sehen, oder?

Auch den vierkantigen Stängel sieht man bei der Nahaufnahme nochmals ganz gut.

Wald-Labkraut

Beim Wald-Labkraut (Galium sylvaticum) bestehen die Quirle aus 6 bis 8 Blättchen und der Stängel ist rundlich. Ich denke, das kann man auf dem oberen Foto gut erkennen.

Sumpf-Labkraut

Die Samen und Wurzeln aller Labkräuter kann man rösten oder kochen. Blätter und Blüten können auch roh verwendet werden.

Allerdings kann ich mir gar nicht vorstellen, aus dem Sumpf-Labkraut etwas zu produzieren. Es ist eher ein Pflänzchen fürs Herz, so zart und filigran wie es ausschaut.

Unten seht ihr es nochmals neben dem Klettenlabkraut.

Sumpf- und Kletten-Labkraut

Das Klettenlabkraut (Galium aparine – rechts) ist dagegen ein eher robustes Wildkraut. Es wächst am liebsten im Halbschatten, auf frischen, nährstoffreichen Lehm- und Tonböden.

Sicher kennt ihr es alle. Schon als Kinder hatten wir damit gespielt und kleine Kränze daraus gewunden (das macht übrigens auch im Erwachsenenalter noch Spaß).

Ball aus Kletten-Labkraut

Gestern musste ich sooo grinsen: Harald denkt beim Klettenlabkraut so gar nicht an hübsche Kränzchen 😉, sondern sofort an BALL.

Kreativ mit Kletten-Labkraut

In der vergangenen Woche formte er mit seinen Schülern daraus coole Bälle, mit denen man super werfen kann. Ich finde die Idee richtig genial!!!

Kletten-Labkraut

Die Quirle des Klettenlabkrauts bestehen aus 6 bis 8 Blättchen. Auf dem oberen Foto seht ihr sehr gut die lange Stachelspitze an den Blättern.

Kletten-Labkraut

Der Stängel des Klettenlabkrautes ist vierkantig und mit rückwärts gekrümmten Borsten bestückt.

Früchte des Kletten-Labkrauts

Auch die Blattränder und die zweiteiligen Früchte sind mit diesen Borsten ausgestattet. Sie wirken wie kleine Widerhaken.

Kletten-Labkraut mit Brennnesseln

Mit ihrer Hilfe windet sich das Kletten-Labkraut an anderen Pflanzen empor, um ans Licht zu kommen.

Hier nutzt das Kletten-Labkraut Brennnesseln als „Kletterhilfe“.

Kletten-Labkraut mit Blüten

Die weißen Blüten des Klettenlabkrauts erkennt man kaum, so winzig sind sie.

Kletten-Labkraut

Die Pflanze enthält ätherische Öle, Cumarine, Gerbsäure, Gerbstoffe, Glykoside, Kieselsäure und Saponine.

In der Volks- und Pflanzenheilkunde wird das Kraut als harntreibendes Mittel, bei Nierensteinen und Geschwüren eingesetzt. Die Pflanze regt den Lymphfluss an, wirkt blutreinigend, antibakteriell, entgiftend und fiebersenkend. Früher galt Klettenlabkraut als wirksam gegen Krebs. Homöopathisch wird es bei Drüsenschwellungen und Geschwülsten eingesetzt.

Kletten-Labkraut neben Himbeeren

Klettenlabkraut verwende ich sehr gerne in meiner Küche. Die frischen Triebe entsafte ich. Der Grünsaft ist dann eine wunderbare Grundlage für Suppen, Smoothies oder Kuchen.

Ihr könnt Blätter und Triebe auch dünsten, dann hacken oder pürieren und in Gemüsefüllungen oder Spätzle-Teig geben.

Echtes Labkraut

Hier seht ihr das Echte Labkraut (Galium verum). Es ist mein erklärter Liebling unter den Labkräutern.

Echtes Labkraut auf Magerwiese

Ich nutze diese Pflanze ganz, ganz oft und bin glücklich, dass sie auf einer Magerwiese in unserer Nähe sehr üppig wächst.

Magerwiese mit Schwarzen Königskerzen, Skabiosen, Echtem- und Wiesen-Labkraut

Auf dem oberen Foto seht ihr meine „Lieblingsmagerwiese“. Das Echte Labkraut wächst hier neben Schwarzen Königskerzen und Skabiosen. Auch das Wiesen-Labkraut mit seinen feinen weißen Blütchen hat sich eingeschmuggelt.

Echtes Labkraut

Das Echte Labkraut ist gut auf die Bedingungen dieses trockenen und heißen Standorts angepasst. Mit umgerollten Blatträndern schützt es sich vor starker Sonne und Verdunstung.

Dadurch sehen ihre Blätter nadelartig aus (auf den ersten Blick ein bisschen wie Rosmarin). Auch hier sind 8 bis 12 dieser Blätter quirlartig angeordnet.

Echtes Labkraut

Die gelben Blütenrispen verströmen einen betörenden, honigartigen Duft. Auch Insekten werden davon magisch angezogen. Für gefährdete Schmalbienen, Wildbienen und viele Fliegenarten sind die Blüten des Echten Labkrauts eine wichtige Nektar- und Pollenquelle.

Insbesondere das Taubenschwänzchen ist auf das Echte Labkraut angewiesen. Der kolibriähnliche Schmetterling legt seine Eier darauf ab und seine Raupen ernähren sich von der Pflanze bis sie sich schließlich verpuppen.

Echtes Labkraut

Wie andere Galium-Arten enthält das Echte Labkraut ein Labferment, das früher zur Käseherstellung genutzt wurde. Noch heute wird es für die Herstellung des englischen Cheddars genutzt. Die Blüten geben dem Käse seine gelblich-orange Farbe und sind verantwortlich für den besonderen Geschmack.

In Schottland wurde das Echte Labkraut lange Zeit als Färbemittel für Wolle verwendet – die Wurzeln färben rot, die Blüten gelb.

Echtes Labkraut

Das Echte Labkraut ist eine wichtige Heilpflanze. Es enthält u.a. ätherische Öle, Cumarine, Flavonoide, Gerbstoffe, Glykoside, Kieselsäure, Enzyme und Spurenelemente.

Seine Wirkung ist harnteibend, galleanregend, beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend und nervenstärkend.

In der heutigen Naturheilkunde verwendet man Echtes Labkraut gelegentlich zur Hautreinigung, bei leichteren Nieren- und Blasenbeschwerden sowie bei leichten Verdauungsbeschwerden.

Maria Treben empfahl das Echte Labkraut bei Störungen des Lymphdrüsensystems, Hautkrankheiten, Wunden u. v. m..

Echtes Labkraut

Ein Tee aus Labkraut wirkt reinigend auf Milz, Niere, Bauchspeicheldrüse und Leber.

Da die Heilkraft von frischen Pflanzen wesentlich höher als die von getrockneten Pflanzen ist, bereite ich meinen Tee am liebsten mit frischem Galium verum zu.

Für unseren Wintervorrat lege ich immer einen ordentlichen Vorrat an. Dafür trockne ich Blätter und Blüten.

Super gerne setze ich mit Blüten und Blättern aus Echtem Labkraut ein sommerliches Oxymel an. Ein großes Glas frisches Wasser mit zwei Esslöffeln Labkraut-Oxymel – das ist das beste isotonische Erfrischungsgetränk nach einer ausgedehnten Wandertour.

Die Blüten machen sich auch sehr gut in Kräuter-Limonade, als Sirup oder in einer bunten Blütenbutter.

Echtes- und Wiesen-Labkraut

Als letztes Kräutlein möchte ich mir das zierliche Wiesen-Labkraut (Galium mollugo – rechts) mit euch anschauen.

Blühende Sommerwiese

Ihr werdet es an Waldrändern, Gebüschsäumen oder auf blühenden Sommer-Wiesen schon häufig gesehen haben.

Wiesen-Labkraut

Den weißen Blütenrispen des Wiesen-Labkrauts entströmt ein etwas zarterer Duft.

Wiesen-Labkraut

Der vierkantige Stängel ist kahl. Etwa 6 – 9 Blätter des Wiesen-Labkrauts stehen in Quirlen. Sie fühlen sich etwas rau an, sind oft am Rand etwas eingerollt und haben eine stachelige Spitze.

Vielleicht könnt ihr das auf dem folgenden Foto besser erkennen?

Wiesen-Labkraut

Auch das Wiesen-Labkraut ist supergesund. Es enthält u.a. ätherische Öle, Cumarine, Flavonoide, Gerbstoffe, Glykoside, Kieselsäure und wichtige Spurenelemente.

Es hat eine blutstillende, entzündungshemmende, krampflösende, beruhigende und sehr nervenstärkende Wirkung.

In der Naturheilkunde wird das Kraut zum Anregen der Nierentätigkeit und zur Entschlackung über die Lymphe verwendet. Außerdem soll die Pflanze die Lebensgeister wecken.

Wiesen-Labkraut

Nun, wie verwende ich dieses Kräutlein? Das Wiesen-Labkraut ist für mich ein „Küchenkraut“. Ich finde, es schmeckt ein wenig wie Rucola.

Da man das ganze Jahr über frische Triebe findet, kommt es bei uns sehr oft in unterschiedliche Gerichte. Wir lieben es frisch in Wildkräutersalaten, in Quark und Kräuterbutter.

Mit den Blüten könnt ihr wunderbar Limonade ansetzen (gerne auch zusammen mit Blüten vom Steinklee) oder Milch und Sahne für Desserts aromatisieren.

Labkräuter

Es hat mir solchen Spaß gemacht, für diesen Post über die Labkräuter zu recherchieren! Auch ich lerne dabei immer etwas Neues dazu.

Blühende Sommerwiese

Welche Labkräuter wachsen in eurer Gegend?

Ich werde mal die Augen aufhalten. Vielleicht entdecke ich auch bei uns noch die ein oder andere Art…

Nun wünsche ich euch einen schönen Start in den Monat Juli.

Seid herzlich gegrüßt von

Regina

Disclaimer: Wer selbst Wildkräuter und -pflanzen sammelt und nutzt, muss in der Lage sein, die Pflanzen eindeutig zu erkennen. Bei Unsicherheit ist von der Nutzung unbedingt abzusehen! Die auf unserer Seite zur Verfügung gestellten Informationen sind sorgfältig zusammengetragen und recherchiert. Die vorgestellten Hausmittel und Rezepte ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Anwendung bei Babys, Kindern und Schwangeren sollte nur mit vorheriger Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Bei unklaren, akuten, schweren und anhaltenden Gesundheitsbeschwerden reichen Hausmittel nicht aus und es sollte ein Arzt konsultiert werden. Das Nachmachen der Rezepte und die Anwendung unserer Tipps geschieht auf eigene Verantwortung.