Heute möchte ich allzu gerne meine Begeisterung mit euch teilen! Schon im Spätsommer hatte ich gelesen, dass man aus Brombeerblättern eine Art Schwarztee-Ersatz herstellen kann. Spannend – das musste ich natürlich ausprobieren!
Die Brombeere (Rubus fruticosus) könnt ihr gerade überall sehen, wenn ihr im Wald spazieren geht. An vielen Stellen bedecken ihre langen Ranken große Flächen des Waldbodens.
Die Brombeere gehört zur Pflanzenfamilie der Rosengewächse (Rosaceae). In unserer Gegend sind etwa 100 unterschiedliche Arten heimisch, die man allerdings kaum voneinander unterschieden kann.
Brombeersträucher können eine Höhe von 4 – 5 Metern erreichen und bilden mit der Zeit dichte, undurchdringliche Hecken.
Ab Mai bis in den August hinein erscheinen an den sehr stacheligen, bogig überhängenden Trieben ganze Rispen mit weißen bis rosafarbenen Blüten. Wie bei (fast) allen Rosengewächsen haben auch sie fünf Blütenblättchen.
Von August bis September reifen dann die schwarzen, supergesunden Früchte der Brombeere.
Für die Spezialisten unter euch: Botanisch gesehen sind Brombeeren gar keine Beeren sondern Sammelsteinfrüchte. D. h. jede Brombeere setzt sich aus 20 – 50 kleinen Steinfrüchtchen zusammen.
Die dunklen, aromatischen Früchte zählt man gerne zu unseren heimischen Superfoods, denn sie stecken voller Vitamine, Mineralien und antioxidativen Pflanzenfarbstoffen, den Anthocyanen.
Die Blätter der Brombeere könnt ihr den ganzen Winter hindurch sammeln, sie sind wintergrün.
Die gefingerten, 3-7-zähligen Blätter sind auf der Oberseite grün, auf der Unterseite, je nach Art, oft weißfilzig.
Ganz junge Brombeerblätter könnt ihr im Frühling sehr gut roh verwenden, wenn ihr die stachelige Mittelrippe entfernt. Sie schmecken ein wenig nach Apfel. Probiert sie ruhig mal in Smoothies, Salaten o. ä. aus.
Die Blätter der Brombeere enthalten außer Flavonoiden und Fruchtsäuren jede Menge Gerbstoffe und sind darum ein bewährtes Heilmittel bei Durchfall und Magen-Darm-Beschwerden. Auch bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, bei trockenem Husten und Heiserkeit kann Tee aus frischen oder getrockneten Brombeerblättern Abhilfe schaffen.
Brombeerblätter ernte ich immer mit einer kleinen Schere. Ihre Stacheln, die entlang der Mittelrippe stehen, sind wie kleine Haken geformt und wirklich sehr unangenehm.
Könnt ihr die Häkchen auf dem unteren Foto gut erkennen?
Und nun zur Fermentation…
Brombeerblätter fermentieren als heimischer Schwarztee-Ersatz
Die Idee, heimische Pflanzen zu fermentieren um Schwarztee zu ersetzen, ist schon sehr alt.
Schwarztee war früher ein teures Gut und in Zeiten von Krieg und Hungersnöten meist gar nicht zu bekommen. So besann man sich auf das, was in der Natur zu finden war.
Schwarzen Tee konnte man sehr gut mit heimischen Pflanzen nachahmen. Bei der Fermentation entsteht ein Aroma, das dem von Schwarztee sehr nahe kommt. Für die Herstellung eignen sich die Blätter von gerbstoffhaltigen Pflanzen am besten: Brombeer-, Himbeer- und Erdbeerblätter, Blätter von Wildrosen, Melisse, Johannisbeeren oder von Haselnüssen.
Das Schöne an fermentierten heimischen Teeblättern ist, dass sie kein Koffein enthalten. Den Schwarztee-Ersatz könnt ihr also problemlos auch abends trinken.
Ich erkläre euch wie’s geht…
Für ca. 50 g Tee braucht ihr:
etwa 200 g schöne Brombeerblätter
Wellholz
großes Holzbrett
sauberes Geschirrtuch (das fleckig werden darf)
Plastiktüte mit Gummi zum Verschließen
Wasserflasche zum Sprühen
Sammelt möglichst schöne, makellose Brombeerblätter.
Wenn die Brombeerblätter sehr frisch sind, solltet ihr sie zuerst (schön ausgebreitet) etwa einen Tag lang leicht anwelken lassen.
Dann schneidet ihr die Blätter in grobe Stücke und besprüht sie leicht mit warmem Wasser.
Nun kommt der wichtigste Teil:
Ihr legt die Brombeerblätter auf ein großes Brett und walkt sie tüchtig mit dem Wellholz bis die Pflanzenzellen aufbrechen und der grüne Pflanzensaft austritt.
Das regt die Enzyme an und die Fermentation kann beginnen.
Anschließend breitet ihr die Brombeerblätter auf dem Geschirrtuch aus, besprüht die Blätter nochmals mit nur wenig warmem Wasser und rollt dann das Geschirrtuch ganz, ganz fest zusammen. Dieses Päckchen gebt ihr in die Plastiktüte und verschließt diese möglichst luftdicht.
Die Tüte legt ihr dann für 3 Tage an einen warmen Ort. Eine Temperatur zwischen 25°C bis 30°C wäre optimal.
Nun können die Blätter in Ruhe fermentieren. Nach drei Tagen ist es Zeit, die Tüte zu öffnen.
Das hat für mich immer einen Wow-Effekt:
Die Brombeerblätter haben sich dunkel verfärbt und duften tatsächlich wie Schwarzer Tee und ein wenig nach Rosenblüten. Unbeschreiblich gut!
Jetzt müsst ihr die fermentierten Blätter nur noch trocknen bis sie rascheln. Das geht im Dörrautomaten, im Backofen bei höchstens 40°C (und leicht geöffneter Backofentür) oder einfach bei Zimmertemperatur.
Den fertigen Tee bewahre ich luftdicht in großen Gläsern und dunkel auf.
Mit dem fermentierten Tee könnt ihr euren eigenen Haustee kreieren:
Traditionell nimmt man 2/3 fermentierte Blätter unterschiedlicher Beerensträucher und mischt diese mit 1/3 heimischer Wild- bzw. Heilkräuter.
Dabei könnt ihr richtig kreativ werden:
Nehmt beispielsweise 1 Teil fermentierte Brombeerblätter, 1 Teil fermentierte Wildrosen- oder Johannisbeerblätter, dazu 1 Teil aus Wildkräutern und -blüten, die ihr besonders liebt (Minze, Melisse, Wiesensalbei, Kamille, Linde, Spitzwegerich, Weißdorn, Gänseblümchen, Wildrosen, Mädesüß, Verveine, etc.).
Gerade freue ich mich jeden Tag, dass mein heimischer Schwarztee-Ersatz so gut gelungen ist und werde sofort nachproduzieren, sobald er zur Neige geht!
Im Grunde ist die Herstellung total unkompliziert und simpel. Ihr werdet sicher auch begeistert sein.
Habt einen gemütlichen Sonntag und startet gut in die neue Woche, meine Lieben!
Seid herzlich gegrüßt von
Regina
Disclaimer: Wer selbst Wildkräuter und -pflanzen sammelt und nutzt, muss in der Lage sein, die Pflanzen eindeutig zu erkennen. Bei Unsicherheit ist von der Nutzung unbedingt abzusehen! Die auf unserer Seite zur Verfügung gestellten Informationen sind sorgfältig zusammengetragen und recherchiert. Die vorgestellten Hausmittel und Rezepte ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Anwendung bei Babys, Kindern und Schwangeren sollte nur mit vorheriger Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Bei unklaren, akuten, schweren und anhaltenden Gesundheitsbeschwerden reichen Hausmittel nicht aus und es sollte ein Arzt konsultiert werden. Das Nachmachen der Rezepte und die Anwendung unserer Tipps geschieht auf eigene Verantwortung.