Ich hoffe sehr, dass ihr alle gesund und munter im neuen Jahr angekommen seid?! In dieser Woche hatte ich noch Urlaub und genoss die Tage nach dem Weihnachtsfest, das bei uns doch immer sehr trubelig ist. Ich mag es, wenn die Stunden einfach verstreichen dürfen und ich Zeit für lange Waldspaziergänge finde.
Immer wieder bin ich fasziniert, dass auch im Winter frische Wildkräuter sprießen. Zugegeben, im Januar ist nicht unbedingt die Hauptsammelzeit für wildes Grün. Doch tatsächlich kann man gerade das ein oder andere frische Pflänzchen entdecken und wunderbar in der Küche verwenden. Zwei dieser Wildpflanzen möchte ich euch heute gerne genauer zeigen…
Zuerst die Gewöhnliche Vogelmiere (Stellaria media), die viele von euch sicher kennen. Den Sommer über war sie in unserem Garten beinahe verschwunden. Sie schien die Sommerhitze nicht so gerne zu mögen. Seit Herbst wächst sie wieder unermüdlich und versorgt uns mit wichtigen Vitaminen.
Auch im Wald ist sie gerade an vielen Stellen zu finden. Sie liebt nährstoffreiche Böden, hat einen flachen, kriechenden Wuchs und besiedelt mit ihren langen Trieben ganze Flächen. Ein richtiger Bodendecker.
Die Gewöhnliche Vogelmiere gehört zur Pflanzenfamilie der Nelkengewächse. Sie ist eine einjährige Pflanze und wird etwa 5 – 40 cm hoch. Jeweils 2 Blätter stehen sich gegenüber (das nennt man gegenständig), die Blättchen sind ganzrandig und zugespitzt. Aus den Blattachsen entspringen neue Triebe und, etwa ab März, die Blütenstände.
Leider hab‘ ich kein Foto der winzigen, weißen Blüten (das werde ich im Frühling nachholen). Die 5 Blütenblätter sind fast bis zum Grund in zwei längliche Abschnitte gespalten und höchstens so lang wie die grünen Kelchblätter. Meist haben sie nur 3 violette Staubbeutel. Abgeblühte Blüten biegen sich deutlich nach hinten.
Die Fruchtreife der Blüten setzt meist Ende September bis Mitte Oktober ein. Dann bilden sich aus den Blüten sechsteilige Kapselfrüchte, die bis zu einem Millimeter lange, kantige bis höckerige Samen enthalten.
Eine einzige Pflanze kann bis zu 15 000 Samen bilden, pro Jahr können bis zu 6 Generationen wachsen. Vermutlich ist die Vogelmiere darum ein so ungern gesehenes „Unkraut“ in gepflegten Gärten. Sie ist ein zäher Überlebenskünstler: Ihre Samen bleiben im Boden ca. 60 Jahre keimfähig.
Vielleicht sollten wir einfach dankbar sein, wenn wir sie in unserem Garten entdecken, denn die Vogelmiere ist supergesund. Sie enthält doppelt so viel Calcium, dreimal so viel Kalium und Magnesium und siebenmal so viel Eisen wie Kopfsalat, zwei- bis achtmal so viel Vitamin A und C wie Kopfsalat, die Vitamine B1, B2 und B3, Selen, Schleimstoffe, Saponine, Flavonoide (Rutin), Kieselsäure und Gammalinolensäure. Alles in allem eine ziemliche Vitaminbombe – und das auch im Winter.
Die Vogelmiere hat eine kühlende, entzündungshemmende, schmerzlindernde, verdauungsfördernde und leicht abführende Wirkung.
In der Volksmedizin wurde sie u. a. bei Husten, Asthma und Lungenerkrankungen eingesetzt, außerdem zur Reinigung und Kräftigung des ganzen Organismus. Äußerlich kann sie bei Hautausschlägen, Verbrennungen, Schürfwunden usw. eingesetzt werden (eine Salbe aus Vogelmiere ist hilfreich und wunderschön grün).
Etwas Vorsicht ist allerdings doch geboten:
Die Vogelmiere könnte man mit dem schwach giftigen Ackergauchheil verwechseln. In der Blütezeit ist das kein Problem. Die Vogelmiere blüht weiß, der Ackergauchheil hat orangefarbene Blüten.
Außerhalb der Blütezeit muss man schon etwas genauer schauen. Das eindeutigste Erkennungszeichen der Gewöhnlichen Vogelmiere ist die Haarlinie am Stängel: Viele kleine Härchen stehen dicht an dicht, aber nur auf der einen Seite des Stängels. Haltet den Stängel am besten gegen das Licht, dann könnt ihr die feine Haarlinie leichter erkennen.
Meist zerreibe ich vor der Ernte auch ein paar Blättchen. Dabei kann man den typischen „Vogelmiere-Geruch“ wie nach frischen Erbsen oder Mais erschnuppern.
Ein weiteres sicheres Erkennungsmerkmal der Vogelmiere ist der sogenannte „Hühnerdarm“ im Inneren des Stängels. Wenn ihr den Stängel auseinanderzieht, kommt ein „elastischer Faden“ zum Vorschein. Das könnt ihr im Foto oben ganz gut sehen.
Den milden Geschmack der Vogelmiere mag ich sehr. Sie schmeckt, wie die Blättchen beim Zerreiben duften: Nach jungen Erbsen oder wie frischer Mais.
In der Küche ist die Vogelmiere vielseitig einsetzbar. Und gerade jetzt im Winter bin ich dankbar, ihre Blättchen bei mir im Garten ernten zu können.
Noch ein guter Tipp:
Meine Dozentin Gabi hatte mir einmal empfohlen, nach dem Waschen der Vogelmiere das Wasser nicht wegzuschütten, sondern meine Terrassenpflanzen damit zu gießen. Im Waschwasser bleiben immer viele kleine Samen zurück, die sehr keimfreudig sind. Seitdem habe ich in allen großen Töpfen eine wunderschöne, essbare und vitaminreiche Unterpflanzung meiner Oliven-, Orangen,- Zitronen- und Feigenbäume. Zusätzlich hält der grüne Bewuchs die Erde in den Töpfen deutlich länger feucht. Diesen genialen Tipp gebe ich heute sehr gerne an euch weiter.
Das zweite wilde Pflänzchen, das ich euch heute vorstellen möchte, ist das Wald-Schaumkraut (Cardamine flexuosa). Dieses Schaumkraut mag es gerne feucht. Man findet es in der Nähe von Quellen und an Wegen oder Gräben im Wald.
Es gehört zur Pflanzenfamilie der Kreuzblütengewächse und ist ganz nah mit Wiesenschaumkraut oder Behaartem Schaumkraut verwandt.
Das Wald-Schaumkraut ist eine einjährige, selten auch zweijährige krautige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe von etwa 10 bis 50 cm.
Das Wald-Schaumkraut ist ein richtiges „Winterkraut“ und kann große Flächen auf dem Waldboden bedecken.
Hier kann man wunderschön die Grundrosette mit den unpaarig gefiederten Blättchen sehen. Meist sind es drei bis sechs Paar Fiedern, die in der Regel deutlich gestielt sind.
Aus der bleibenden Grundrosette, treibt die Pflanze einen oder mehrere Stängel aus, die unten leicht behaart und häufig etwas gedreht oder geschwungen sind. Vielleicht kommt daher der lateinische Name „flexuosa“, was gebogen oder geschlängelt bedeutet. Könnt ihr das auf dem Foto gut erkennen?
Und tatsächlich fand ich eine einzige, wenn auch winzig kleine, Blüte. Die eigentliche Hauptblütezeit des Wald-Schaumkrautes wäre etwa von April bis Juli.
Die Blüten wachsen, wie bei allen Kreuzblütengewächsen, in sogenannten Trauben. Die vier weißen Blütenblätter sind etwa 2,5 bis 4 mm lang, spatelförmig und haben (dafür bräuchte man wirklich eine Lupe) sechs Staubblätter.
Nach der Blüte bildet die Pflanze ca. 14 bis 25 mm lange Schoten aus, die aufrecht abstehen und fast parallel zum Stängel wachsen.
Hier seht ihr nochmals die unpaarig gefiederten Blättchen. Diese sind meist breit eiförmig bis rundlich, asymmetrisch lappig und stumpfzähnig oder ganzrandig. Die Endfieder ist meist etwas größer.
Verwechseln kann man das Wald-Schaumkraut eigentlich nur mit dem Behaarten Schaumkraut, das aber auch essbar ist.
Das Wald-Schaumkraut enthält neben sehr viel Vitamin C (bis zu 360 mg/100 g – vierfacher Tagesbedarf), Mineral- und Bitterstoffen auch die für Kreuzblütengewächse typischen Senfölglykoside.
Die Senfölglykoside geben der Pflanze ihren etwas scharfen, kresseähnlichen Geschmack.
Bei der Pflanze wirken sie als Fraßschutz, bei uns Menschen haben sie eine antibiotische, antivirale, antifungale, antioxidative und immunstärkende Wirkung.
Schaumkraut fördert u.a. die Leber- und Gallentätigkeit, regt die Verdauung an, wirkt krampflösend und kann bei rheumatischen Beschwerden unterstützen.
Dem Pflanzenextrakt werden positive Wirkungen bei Husten und Asthma nachgesagt. Volksmedizinisch wurde es als Blutreinigungsmittel verwendet. Homöopathisch bei Magenkrämpfen.
Für mich ist das Wald-Schaumkraut, das auch Winter-Kresse genannt wird, eine wirkliche Neuentdeckung. Ein Kräutlein, dem weder Frost noch Kälte etwas anhaben können, das mitten im Winter kraftvoll wächst und sogar blüht.
Momentan ist es mein absolutes Lieblingskraut. Ich verwende es gerne und viel in meiner Küche.
Im nächsten Post werde ich ein unkompliziertes, besonders leckeres Rezept für euch veröffentlichen. Ihr dürft gespannt sein…
Nun wünsche ich euch ein gutes, glückliches und gesegnetes neues Jahr.
Bleibt gesund, munter und habt viel Freude mit dem ein oder anderen wilden Kraut.
Herzliche Neujahrsgrüße von
Regina
Hat mir gut gefallen.
Kurz und Kompakt.
Tolle Fotos sind es auch
Liebe Grüße
Stefan
Hallo Stefan,
das freut mich! Vielen Dank für dein Lob.
Liebe Grüße von
Regina
eine wunderbare Entdeckung auch für mich! Danke fürs teilen. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Waldspadziergang
Liebe Erika,
das freut mich! Ja gell, es gibt immer etwas Neues zu entdecken? Ich wünsche dir viel Spaß bei deinem nächsten Waldspaziergang!
Herzliche Grüße
Regina
Vielen Dank für den ausführlichen und sehr informativen Bericht.
Sehr gerne, liebe Gabriele!
Herzliche Grüße
Regina