Heute möchten wir eine unserer Lieblingswanderungen mit euch teilen. Von dieser idyllischen Route bei Urbach im wunderschönen Remstal werdet ihr sicher auch total begeistert sein.
Der Startpunkt der nur etwa 7 km langen Rundwanderung ist am Parkplatz des Freibads. HIER kommt ihr zu Haralds Aufzeichnungen auf Outdooractive.
Der Weg führte zuerst ein kleines Stückchen entlang des Urbachs und dann durch üppig blühende Streuobstwiesen.
Alte Streuobstwiesen sind etwas Besonderes. Unter den Obstbäumen herrscht ein völlig anderes Kleinklima als unter Bäumen im Wald. Die biologische Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten auf Streuobstwiesen wird auf ca. 5000 bis 6000 Arten geschätzt. Kaum zu glauben, oder?
Der Urbacher Verein Hochstamm e.V. engagiert sich sehr für den Erhalt der Kulturlandschaft Streuobstwiesen. Die ökologische Nutzung und Bewirtschaftung, z.B. durch Schafbeweidung, schafft und erhält den Lebensraum für viele Pflanzen-, Insekten- und Vogelarten.
Schaut einmal, die vielen Schafe konnte man im hohen Gras kaum erkennen.
In den Streuobstwiesen um Urbach brüten seltene und gefährdete Vogelarten wie Gartenrotschwanz, Wendehals oder Halsbandschnäpper. Sie sind darum Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzes NATURA 2000.
Noch immer findet man hier traditionelle Hochstamm-Obstbäume, mit typischen alten Sorten wie Geesapfel, Luiken, Mohrenapfel, Hartner, Theuringer oder Wolfsbirne.
Wir fanden eine ganze Wiese mit Akelei – zauberhaft! Die Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris) gehört zur Pflanzenfamilie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Sie mag lichte Eichen- und Buchen-Mischwälder, Trocken- bzw. Halbtrockenrasen, Heckenränder oder den Saumbereich von Wiesen.
In einigen Bundesländern ist die Akelei bereits in ihrem Bestand gefährdet. Nach der Bundesartenschutzverordnung gilt sie als „besonders geschützt“.
Die Wiesen entlang unseres Weges wurden auffallend feucht. Der perfekte Standort für eine Pflanze, die ich ganz besonders mag: Die Bach-Nelkenwurz (Geum rivale).
Die Bach-Nelkenwurz gehört zur Pflanzenfamilie der Rosengewächse (Rosaceae) und ist ein derart hübsches Blümchen. Ich kann mich kaum sattsehen an den nickenden Blüten mit ihren purpurfarbenen Kelchblättern. Die Kronblätter sind außen aprikotfarben, innen gelb mit einem zarten, rötlichen Rand.
2007 wurde die Bach-Nelkenwurz von der „Stiftung zum Schutz gefährdeter Pflanzen“ zur „Blume des Jahres“ gekürt. Bei uns steht sie in mehreren Bundesländern auf den regionalen Roten Listen. Dabei sind ihre Lebensraumansprüche relativ bescheiden. Sie kommt gut mit allen möglichen Standorten zurecht. Nur etwas feucht muss es eben sein.
Nun hatten wir das Naturschutzgebiet „Bergrutsch am Kirchsteig“ erreicht.
Um zur Aussichtsplattform zu gelangen, mussten wir erstmal mehr als 400 Stufen bewältigen.
Schon während wir die „Stäffele“ nach oben stiegen, waren wir von der Natur, die sich uns hier zeigte, komplett begeistert. Denkt uuunbedingt an ein Fernglas, wenn ihr die Wanderung macht!
Auf den Tafeln der Aussichtsplattform liest man Interessantes:
Am 07. April 2001 ereignete sich in den Obstbaumwiesen oberhalb des Kirchsteigtobels ein gewaltiges Naturereignis. Nach längerem Regen rutschte hier ein ganzer Berghang ab, riss Wege und Geschirrhütten mit sich. Zurück blieben eine 240 Meter lange und bis zu 17 Meter hohe Abrisswand im Kieselsandstein und ein buckliges Rutschgelände. Dieses spektakuläre Ereignis verwandelte den Hang in ein offenes Lehrbuch für Geologie.
2008 wurde das Gelände zum Naturschutzgebiet erklärt und als Geotop ausgewiesen.
Der Blick auf den Bergrutsch und hinab ins Tal war phänomenal!
Nirgendwo sonst im Keuperbergland lässt sich ein Bergrutsch dieser Größe bestaunen. An der Felswand, in den Schutthalden und im Rutschgelände sind im Laufe der Jahre neue Lebensräume für Fledermäuse, Schlingnatter, Zauneidechse und Wildbienen entstanden.
Viele Vogelarten machen das Gebiet wertvoll, darunter Gartenrotschwanz und Goldammer. Zahlreiche Schmetterlinge und Heuschrecken kann man hier sehen oder hören.
Das Bergrutschgebiet ist eine offene Landschaft mit Streuobstwiesen, Brachflächen, Schutthalden und offenen Bodenstellen. Würde man das Gelände sich selbst überlassen, kämen Gebüsche und schließlich Wald auf. Die Felswand wäre bald nicht mehr sichtbar und die Streuobstwiesen würden zuwachsen. Licht- und wärmeliebende Pflanzen- und Tierarten sowie viele Vogelarten könnten hier nicht mehr leben.
Ein Tierhalter aus Urbach beweidet das Gebiet mit Schafen, Burenziegen und Hochlandrindern. Die Tiere fressen das Gras kurz und hindern Gehölze am Aufkommen. So bleibt der Artenreichtum dieses Geländes und natürlich auch die schöne Aussicht erhalten.
Schon bevor man sie sah, hörte man die Ziegen meckern. Wir nahmen uns Zeit, die Ziegenmutter mit ihren Kindern zu beobachten.
Auch Dorperschafe mit schwarzem Kopf und Hals (eine Züchtung aus Südafrika), dürfen zwischen den Bäumen weiden.
Hier kann man lange verweilen und einfach nur „Schafe schauen“.
Ein weiter Blick nach Urbach und über das Remstal.
Nachdem wir Bergrutsch und Fernsicht genügend bestaunt hatten, suchten wir uns ein schönes Picknick-Plätzchen.
Ich hatte einen Perlcouscoussalat mit Wildkräutern, Salzzitrone und Schafskäse zubereitet und drei unterschiedliche Sorten Energiebällchen hergestellt.
Gemütlich in der Sonne sitzend ließen wir uns die Leckereien schmecken. Die Rezepte bekommt ihr direkt im nächsten Post.
Entlang der alten Tockensteinmauern ging unser Weg weiter.
Hier stand gerade der Wiesen-Salbei in voller Blüte.
Was wir an den Trockenmauern alles entdeckten! Eidechsen, eine kleine Maus, Wildkräuter, Moose und Farne wuchsen aus allen Ritzen … Ja, manchmal brauchen Harald und ich sehr viel Zeit für eine eigentlich ganz kurze Wegstrecke.
Wiesen-Glockenblumen streckten ihre goldigen Blütenköpfe der Sonne entgegen.
Und immer wieder fantastische Ausblicke ins Remstal.
Kleine, verborgene Hütten auf den Wiesen.
Große Hutebuchen, die mit ihren weit ausragenden Ästen kühlen Schatten spenden.
Dann kamen wir zu einem der schönsten Waldspielplätze, den ich kenne. Die wirklich abwechslungsreichen Spielgeräte dieses Abenteuerspielplatzes liegen verstreut auf dem Gelände und bis in den Wald hinein. Eine große Grillstelle ist natürlich auch vorhanden.
Auf dem Katzenbronnweg ging es weiter durch schattigen Mischwald.
An einer lichten Stelle entdeckte ich ein einzelnes Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea), eine unserer größten heimischen Orchideen. Es kann eine Wuchshöhe von 20 bis 80 cm erreichen. Unser Exemplar war etwa 30 cm hoch.
Wir freuten uns unglaublich über diesen Fund! Noch nie hatten wir diese Pflanze in freier Natur gesehen.
Das Purpur-Knabenkraut ist gefährdet. Um auf die besondere Schutzwürdigkeit dieser seltenen Art hinzuweisen, wurde es 2013 von den „Arbeitskreisen Heimische Orchideen“ (AHO) zur „Orchidee des Jahres“ gewählt.
Schaut euch nur diesen Blütenstand an! Sehen die einzelnen Blüten nicht aus wie kleine Schmetterlinge? Und betrachtet einmal die purpurfarbenen Pünktchen auf der dreilappigen Lippe etwas genauer: Das sind alles winzige Haarbüschel.
Kurz darauf kamen wir zum hölzernen Aussichtsturm des ehemaligen Materialdepots der Bundeswehr. Selbstverständlich kletterten wir hoch und schauten vom sogenannten „Nasslagerturm“ über das Gelände, auf dem eine Forstwirtsausbildungsstelle errichtet wurde und nun Holz gelagert wird.
In einem großen Bogen ging es nun in Richtung Walderlebnispfad. Am Wegesrand gab es blühenden Schwarzen Holunder, Wiesen-Kerbel, Weiße Taubnesseln und viele andere Pflanzen zu sehen.
Den Walderlebnispfad bei Urbach können wir euch ganz besonders empfehlen. Wenn ihr an diesem Punkt der Wanderung noch Zeit und Power habt, könnt ihr die 3,5 km, die sich durch das Bärenbachtal schlängeln, noch anhängen.
Kugelbahnen, Bewegungs- und Wissensstationen säumen den Wanderweg, den der „U-Bär“ mit Geschichten begleitet. Es gibt einen Biberbau, an dem man mitarbeiten kann und einen Eichhörnchenspielplatz. Mit Kindern wirklich ein Erlebnis!
Von der Aussichtsplattform blickten wir nochmals zurück über die Streuobstwiesen.
Hier sah man deutlich die ganze Länge der beeindruckenden Abrisswand des Bergrutsches.
Auf schmalen Wegen ging es durch die Streuobstwiesen zurück in Richtung Freibad.
Und nochmals vorbei an den Schafherden. Natürlich mussten wir auch hier ganz lange beobachten. Ihr wisst ja, wir und Schafe ♥♥♥.
Unser Highlight war dieses winzigkleine Lämmchen. Es konnte nicht sehr alt sein. Es lief noch ziemlich staksig und hatte ein ganz feines Stimmchen.
Zuuu niedlich ♥♥♥!!!
Dann waren wir auch schon am Ende unserer aussichts- und erlebnisreichen Rundwanderung angekommen.
Die Tour bietet jede Menge Abwechslung und ist auch mit Kindern sehr gut machbar.
Und nun wünschen wir euch ein hoffentlich sonniges letztes Maiwochenende!!! Genießt die Natur!
Herzliche Wandergrüße von
Harald und Regina
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