Bei einem unserer Spaziergänge am Korber Kopf entdeckten wir vor kurzem wunderschöne Weißdornsträucher mit ganz großen, reifen Früchten. Daran konnten wir natürlich nicht einfach vorbeigehen.
Perfekt für mein Weißdornpesto! Das Rezept bekam ich vor vielen Jahren von einer meiner Lieblingsdozentinnen während der Ausbildung zur Wildpflanzenpädagogin. Ich habe es nur leicht abgewandelt.
Weißdornpesto ist eine Köstlichkeit, die es bei uns nur ein-, zweimal im Herbst gibt. Viele andere wilde Früchte wie Schlehen, Holunderbeeren, Kornelkirschen, Vogelbeeren, etc. lassen sich gut einfrieren, bei Bedarf auftauen und problemlos weiterverarbeiten. Auch mit Weißdornbeeren habe ich das versucht. Allerdings verlieren sie im Tiefkühlfach ihre schöne Farbe. Darum verarbeite ich sie nur in frischem Zustand.
Weißdornfrüchte gehören geschmacklich nicht zu meinen Favoriten. Pur vom Strauch schmecken sie immer ein wenig „mehlig“.
Sie brauchen etwas Säure, um ihr volles Aroma zu entfalten. Durch Zugabe von Zitronensaft oder etwas Essig schmecken die Früchte plötzlich fruchtig.
Probiert das wirklich einmal aus!
Der Weißdorn (Crataegus) gehört zur Pflanzenfamilie der Rosengewächse (Rosaceae). Man findet viele alte Namen wie „Hagedorn“, „Heckendorn“, „Hagapfel“, „Mehlbeerbaum“, „Mehldorn“, „Mehlfässchen“, die die Eigenschaften des Crataegus gut beschreiben:
„Hagedorn“ kommt vom mittelhochdeutschen „Hag“. Mit diesem Wort bezeichnete man ein Gelände, das durch Hecken von anderen Flächen abgegrenzt wurde. Der Weißdorn wurde schon immer als Grenzbaum gesehen.
„Hagapfel“ weist auf die apfelähnlichen Früchte (die sog. Steinfrüchte) hin, „Mehlfässchen“ auf den mehligen Geschmack der Früchte und die faßähnliche Fruchtform.
Die Bezeichnung „Weißdorn“ bezieht sich auf die auffallenden weißen Blüten, die noch vor dem Laubaustrieb erscheinen, und die durchaus bemerkenswerten dornigen Zweige.
Die Vielfalt der Bezeichnungen lässt darauf schließen, dass es sich um eine seit sehr langer Zeit bekannte Art handelt.
Bei uns findet man hauptsächlich zwei Arten: Den Eingriffeligen Weißdorn (Crataegus monogyna) und den Zweigriffeligen Weißdorn (Crataegus laevigata).
Die beiden Arten kann man am besten an ihren Blättern und Früchten voneinander unterscheiden:
Die Blätter sind in beiden Fällen im Umriss eiförmig. Allerdings sind sie beim Eingriffeligen Weißdorn tief fiederartig eingeschnitten und bilden drei bis sieben Blattlappen. Diese sind an den Spitzen deutlich gezähnt.
Das könnt ihr auf den oberen Fotos gut erkennen (Harald und ich hatten Früchte eines Eingriffeligen Weißdorns gesammelt).
Beim Eingriffeligen Weißdorn trägt der Fruchtknoten im Regelfall nur einen Griffel, der bis zur Reife an der Frucht bleibt. D. h. die dunkelroten Früchte haben dann nur 1 Kern.
Beim Zweigriffeligen Weißdorn sind die Blätter nur wenig geteilt. Die einzelnen Blattlappen sind kaum gezähnt und wirken eher stumpf.
Beim Zweigriffeligen Weißdorn sind meist 2 Griffel (selten auch nur 1 oder 3 Griffel) zu finden. Die reifen Früchte haben dann 2 Kerne und sind ziegel- bis braunrot gefärbt.
Für alle Rezepturen könnt ihr die Blüten, Blätter und Früchte beider Arten verwenden. Ihre Inhaltsstoffe unterscheiden sich nicht.
HIER geht es zu meiner Weißdorn-Kürbissuppe mit näheren Infos über Inhaltsstoffe und Heilwirkung des Weißdorns.
Sobald die knallroten Apfelfrüchte des Weißdorns richtig reif sind, kann geerntet werden.
500 g Weißdornbeeren zu sammeln, ist natürlich eine kleine Fleißaufgabe. Doch die Sonne schien derart schön am Korber Kopf, dass wir so ganz gemütlich vor uns hin pflückten. Schnell waren unsere großen Papiertüten voll.
Weißdornpesto mit wildem Dost
Zutaten:
500 g Weißdornfrüchte
etwas Apfelsaft
1 Bio-Zitrone, etwas Zitronensaft
2-3 Äpfel oder 50 g Apfelmus (ungesüßt) dazugeben
50 g Parmesan
50 g Sonnenblumenkerne
50 -125 ml Olivenöl
2 TL Apfel-Essig
Zitronensaft
1 Knoblauchzehe
Salz
Wilder Dost
Zubereitung:
Für das Weißdornmus die Weißdornfrüchte mit etwas Apfelsaft und Zitronensaft einige Minuten weich kochen und anschließend durch die Flotte Lotte passieren, um die Kerne zu entfernen.
Den wilden Dost abzupfen, waschen und hacken.
Den Parmesan fein reiben, die Sonnenblumenkerne mahlen und die Knoblauchzehe hacken (ich mache das in meinem Mixer – so geht es am einfachsten).
Dann das abgekühlte Weißdornmus, das Apfelmus und den Essig hinzufügen. Vom Olivenöl so viel unterrühren, bis das Pesto die gewünschte Cremigkeit hat.
Anschließend mit etwas Zitronensaft, Salz und wildem Dost abschmecken.
Die Farbe des Pestos ist einfach genial – wunderschön PINK! Und der Geschmack ist umwerfend lecker. Fruchtig frisch und durch den Parmesan richtig würzig.
Wir lieben das Weißdornpesto auf frisch gebackenem Brot. Oder wir dippen Gemüsesticks hinein. Mit Selleriestangen schmeckt es mir am besten.
Nun wünsche ich euch eine schöne Herbstwoche mit hoffentlich etwas Sonnenschein. Vielleicht haltet ihr ja Ausschau nach den letzten Weißdornfrüchten?
Seid herzlich gegrüßt von eurer
Regina
Disclaimer: Wer selbst Wildkräuter und -pflanzen sammelt und nutzt, muss in der Lage sein, die Pflanzen eindeutig zu erkennen. Bei Unsicherheit ist von der Nutzung unbedingt abzusehen! Die auf unserer Seite zur Verfügung gestellten Informationen sind sorgfältig zusammengetragen und recherchiert. Die vorgestellten Hausmittel und Rezepte ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Anwendung bei Babys, Kindern und Schwangeren sollte nur mit vorheriger Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Bei unklaren, akuten, schweren und anhaltenden Gesundheitsbeschwerden reichen Hausmittel nicht aus und es sollte ein Arzt konsultiert werden. Das Nachmachen der Rezepte und die Anwendung unserer Tipps geschieht auf eigene Verantwortung.