Ich hatte mich riesig gefreut, als ich vor ein paar Jahren im kleinen Auwäldchen, ganz in unserer Nähe, eine Stelle mit Japanischem Staudenknöterich entdeckte. Ich liebe diese Pflanze und verarbeite sie sehr gerne in meiner Küche.

Allerdings ist der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica) nicht überall gerne gesehen. In Europa zählt er zu den invasiven Neophyten, die als problematisch bewertet werden und steht auch in Deutschland auf der Schwarzen Liste.

Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica) am Flussufer

Der Japanische Staudenknöterich ist in China, Korea und Japan heimisch. Bei uns wurde er um 1825 ursprünglich als Zier- und Viehfutterpflanze gezielt eingeführt. Das kann ich gut nachvollziehen. Er sieht im Sommer wirklich wunderschön aus, mit seinen herzförmigen Blättern und den zarten, überhängenden weißen Blütenrispen. Und schnellwüchsig wie er ist, macht er richtig Blattmasse – eine ideale Grundlage für die Viehfütterung, könnte man meinen.

Die Sache ging allerdings ziemlich schief. Weder Kühe noch Rotwild nahmen die Pflanze als Futter an (vielleicht wegen des sauren Geschmacks?). Auch die extreme Wuchsfreude und Zähigkeit des Knöterichs hatte man unterschätzt. Er bildet im Erdreich horizontale Rhizome aus und kann über der Erde locker bis zu 30 cm pro Tag zulegen. So bildet er in kürzester Zeit ausgedehnte und sehr dichte Bestände. Da er unsere heimischen Pflanzen verdrängt, wird er in einigen Regionen stark bekämpft.

Junge Triebe des Japanischen Staudenknöterichs

Man kann den Japanischen Staudenknöterich durchaus kritisch betrachten. Heute möchte ich euch aber seine Vorzüge im wahrsten Sinne „schmackhaft“ machen. Wie schon erwähnt, ich mag den Staudenknöterich ganz besonders gerne!

Wer auch großen Gefallen am Knöterich findet, sind unsere Bienen. Im Spätsommer ist der Staudenknöterich eine wahre Bienenweide. Und der Honig aus seinen Blüten soll wohl besonders lecker sein.

Junge, noch zarte Triebe des Japanischen Staudenknöterichs

Unbedingt erwähnenswert ist auch die Bedeutung des Japanischen Staudenknöterichs als Heilkraut. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird die Pflanze schon lange angewendet. Auch bei uns gibt es mittlerweile zahlreiche medizinische Publikationen, die dem Staudenknöterich positive Eigenschaften bescheinigen.

Er enthält einiges an Eisen, Kalium, Kupfer, Mangan, Oxalsäure, Phosphor, Resveratrol, Rutin, Vitamin A, Vitamin C und Zink. Dadurch wirkt er antibakteriell, antimykotisch, blutdruckregulierend, blutreinigend, durchblutungsfördernd, entgiftend, entzündungshemmend, harntreibend, kräftigend und schmerzstillend. Zusammen mit der Kardenwurzel, soll er bei Borreliose einsetzbar sein.

Insbesondere dem hohen Gehalt an Resveratrol werden besondere Eigenschaften zugeschrieben: Es soll das Wachstum von Krebszellen hemmen, vor Herzerkrankungen schützen und eine Gedächtnisverbesserung bei beginnender Demenz bewirken. Klingt das nicht wie ein Wundermittel gegen viele unserer Zivilisationskrankheiten?

Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica) am Flussufer

Nun, wo findet man das gute Pflänzchen? Der Japanische Staudenknöterich mag feuchte Böden, wächst gerne an Bach- oder Flussufern. Er kann bis zu 3 m hoch werden. Im Frühling erkennt man ihn an den alten Stängeln, die noch vom letzten Jahr übrig sind. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man die neuen Triebe.

Junger Trieb des Japanischen Staudenknöterichs

Die zarten Sprossen ernte ich, wenn sie etwa 20 cm hoch sind. Sie sind wirklich eine Delikatesse – schade, dass die Erntezeit so kurz ist! Ihr Geschmack ist fein-säuerlich und erinnert an Sauerampfer. Ihr könnt sie ohne Probleme auch roh genießen. Als saure „Wegknabberei“ sind sie super!

Frische Stängel des Japanischen Staudenknöterichs für meinen Schmandkuchen

Ich verarbeite die Stangen wie Rhabarber. Am liebsten bereite ich Kompott, Fruchtaufstrich oder Desserts aus ihnen zu. Zur asiatischen Küche oder als feine Beigabe in Suppen, Salaten und Gemüsegerichten passen sie aber auch sehr gut.

In große Blätter kann man Schafskäse oder Gemüse einwickeln (als Alufolien-Ersatz) und dann auf den Grill legen. Probiert das wirklich einmal aus!

Schmandkuchen mit Japanischem Staudenknöterich

Heute habe ich für euch mein leckeres Schmandkuchen-Rezept mit Japanischem Staudenknöterich dabei.

Schmandkuchen mit Japanischem Staudenknöterich

Für die Zubereitung entfernt ihr die Knoten der Stängel und verwendet nur die Zwischenstücke. Zarte, junge Sprosse müsst ihr nicht schälen. Es reicht, wenn ihr sie in ganz feine Ringe schneidet. Dickere Stangen solltet ihr dünn abziehen.

Schmandkuchen mit Japanischem Staudenknöterich

Schmandkuchen mit Japanischem Staudenknöterich

Zutaten:

Mürbteig:
200 g Mehl
100 g Butter
100 g Zucker
1 Vanillezucker
1 Ei
1 TL-Spitze Weinstein-Backpulver
1 ungespritzte Bio-Zitrone, davon die abgeriebene Schale

Belag:
20 – 30 junge Knöterich-Stängel
3 Becher Schmand
4 Eier
100 g Zucker
1 Päckchen Puddingpulver

Zubereitung:

Aus den angegebenen Zutaten einen Mürbteig bereiten, zu einer Kugel formen und ca. 30 Minuten kaltstellen.

Den Backofen auf 175 °C Ober-/Unterhitze vorheizen. Eine Springform einfetten.

Die Knöterich-Stangen waschen, die Knoten entfernen und die hohlen Stängel in feine, etwa 2 – 3 mm dicke Ringe schneiden.

Für den Guss Schmand mit Eiern, Zucker und Puddingpulver verrühren.

Den Teig in die Springform drücken, dabei einen kleinen Rand hochziehen und den Boden mit einer Gabel mehrmals einstechen. Dann zuerst die Knöterich-Ringe, danach den Schmandguss in der Springform verteilen. Im Backofen etwa 45 – 55 Minuten backen, eventuell mit Alufolie abdecken.

Japanischer Staudenknöterich enthält Oxalsäure, weshalb von einem übermäßigen und täglichen Verzehr abgesehen werden sollte. Auch Menschen mit Arthritis, Rheuma o.ä. sollten keine großen Mengen des Gemüses essen. Kleinere Mengen davon sind vollkommen unbedenklich.

Schmandkuchen mit Japanischem Staudenknöterich

Der Kuchen schmeckt köstlich! Ähnlich wie Rhabarberkuchen, nur etwas feiner, finde ich.

Schmandkuchen mit Japanischem Staudenknöterich

Vielleicht gebt ihr dem Japanischen Staudenknöterich eine Chance und testet ihn in eurer Küche?

Ich wünsche euch ein schönes Pfingstfest mit jeder Menge Sonnenschein!

Herzliche Grüße von

Regina