Der Sauerkirschbaum im Garten meines Vaters bescherte uns auch in diesem Jahr eine reiche Ernte. Ich mag Sauerkirschen noch lieber als Süßkirschen. Es lässt sich so viel Leckeres aus ihnen herstellen.

Sauerkirsch-Marmelade mit Mädesüß

Aus einem Teil der Kirschen machte ich Saft, den Rest verarbeitete ich zu einer mit Mädesüß aromatisierten Marmelade.

Sauerkirsch-Marmelade mit Mädesüß

Sicher kennt ihr alle das Mädesüß? Das Mädesüß (Filipendula ulmaria) mag feuchte, nährstoffreiche Böden. Man findet es an Bachrändern, auf feuchten Wiesen, in Gräben oder in Auwäldern.

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Das Mädesüß gehört zu den Rosengewächsen. Die dunkelgrünen, gefiederten Blätter erscheinen wechselständig und sind stark geadert. Jedes Blatt ist aus einem dreiteiligen Endteilblatt und 2 bis 5 Paaren größerer Teilblätter zusammengesetzt. Die kleinen Nebenblätter des gefiederten Blattes sind ein typisches Merkmal für die Pflanzenfamilie der Rosengewächse.

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Die Fiederblättchen der Laubblätter erinnern an die Blätter der Ulmen, woher vermutlich der wissenschaftliche Name „ulmaria“ kommt.

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Die stark süßlich duftenden Blütenrispen öffnen sich gruppenweise im Blütenstand. Bei den winzigen Blütchen muss man schon ganz genau schauen, um die 5 Blütenblättchen und die vielen langen Staubblätter zu erkennen.

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Die balgartigen kleinen Nussfrüchte sind beim Echten Mädesüß spiralig gewunden – wie kleine Schneckenhäuser. Könnt ihr sie erkennen?

Balgfrüchte des Echten Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Das Mädesüß ist ein sehr altes Heilkraut, von dem schon die Römer, Germanen und Kelten berichtet hatten. Auch Hildegard von Bingen (1098 – 1179) war das Kraut wohlbekannt. Sie kultivierte die Pflanze in den Klostergärten und nutzte sie für Umschläge gegen Schmerzen aller Art.

Das Mädesüß wurde früher zum Süßen und Aromatisieren von Wein und insbesondere Met verwendet. Der Name bedeutet darum „Metsüße“.

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Zerreibt einmal die Blättchen des Mädesüß und schnuppert daran. Was riecht ihr? Ich nehme einen Duft nach bitteren Mandeln, nach Vanille war. Andere empfinden den Geruch eher als medizinisch, wie Heftpflaster oder Rheumasalbe.

Das Mädesüß enthält u. a. Flavonoide, ätherisches Öl, Gerb- und Schleimstoffe, Vanillin, Kiesel- und Zitronensäure.

Einer der wichtigsten Inhaltsstoffe des Echten Mädesüß ist die Salicylsäure (die auch Weidenrinde enthält). 1838 gelang es erstmalig aus ihren Blütenknospen Salicylaldehyd zu gewinnen und das Schmerzmittel Aspirin daraus herzustellen.

Der Name des Mädesüß, das man damals botanisch noch den Spiersträuchern (Spiraea) zuordnete, hat zur Entwicklung des Markennamens Aspirin beigetragen. Während das „A“ für Acetyl steht, ist „spirin“ aus dem Begriff „Spiraeasäure“ abgeleitet.

Mittlerweile wird die Acetylsalicylsäure für das schmerzstillende Medikament synthetisch hergestellt.

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Mädesüß wurde volksmedizinisch zur Anregung der Harnfunktion bei Nierenproblemen, Ödemen und Stoffwechselstörungen, gegen Akne und Kopfschmerzen, bei Muskel-, Gelenkrheumatismus und Gicht angewendet. Bei grippalen Infekten kann man sich die fiebersenkende und schmerzlindernde Wirkung zunutze machen.

Wichtig: Bei Überempfindlichkeit gegen Salicylsäure, bei Asthma oder in der Schwangerschaft sollte man auf den Genuss von Mädesüß verzichten oder vor der Verwendung ärztlichen Rat einholen.

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Die „Wiesenkönigin“ blüht gerade üppig und zieht mit ihrem intensiven Duft jede Menge Insekten an.

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Die Blüten verwende ich gerne für Gebäck und Süßspeisen. Milch, Sahne lässt sich mit ihnen aromatisieren und dann weiter zu Pudding oder Eis verarbeiten. Mädesüß-Sirup müsst ihr unbedingt auch einmal probieren!

Sauerkirsch-Marmelade mit Mädesüß

Ich liebe den blumigen Geschmack der zarten, cremeweißen Blütenrispen! Sie schmecken nach Mandeln und Vanille, erinnern ein wenig an Marzipan. Dieses Aroma könnte ganz wunderbar zu Sauerkirschen passen…

Sauerkirsch-Marmelade mit Mädesüß

Wie immer muss ich eine neue Idee sofort ausprobieren. So entstand meine Marmeladen-Kreation, die ich derart lecker finde, dass ich euch das Rezept gleich weitergebe.

Sauerkirsch-Marmelade mit Mädesüß

Sauerkirsch-Marmelade mit Mädesüß

Zutaten:

500 ml Sauerkirschsaft
2 große Handvoll Mädesüß-Rispen
1 Bio-Zitrone, in Scheiben geschnitten
1 kg frische Sauerkirschen, entsteint
1 Vanillestange
Zitronensaft
1 Schuss Grand Marnier
1000 g Gelierzucker 2:1

Zubereitung:

Die Mädesüß-Blüten zunächst noch etwas liegenlassen, damit kleine Krabbeltiere entkommen können. Dann mit dem Sauerkirschsaft übergießen, die Zitronenscheiben dazugeben und über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen. Die Blüten sollten gut von der Flüssigkeit bedeckt sein.

Am nächsten Tag die Flüssigkeit durch ein Sieb gießen, das mit einem Passiertuch ausgelegt ist. Den Kirschsaft in einem großen Topf auffangen.

Die entsteinten Sauerkirschen zum aromatisierten Kirschsaft geben und alles pürieren.

Eine ausgekratzte Vanillestange und etwas Zitronensaft dazugeben. Dann den Gelierzucker unterrühren und nach Packungsanleitung das Gelee kochen. Kurz vor Ende der Kochzeit evtl. noch mit einen kleinen Schuss Grand Marnier abrunden.

Nach der Gelierprobe in saubere Gläser abfüllen.

Sauerkirsch-Marmelade mit Mädesüß

Ich hatte riesige Mengen an Sauerkirsch-Marmelade produziert und gleich einige der Gläschen verschenkt. Nun bin ich neugierig, wie das „mandelige“ Aroma ankommt.

Vielleicht habt auch ihr nun Lust, euch an die Blüten des Mädesüß heranzuwagen?

Ich wünsche euch eine schöne, sommerliche Woche mit ganz viel Blütenduft!

Seid herzlich gegrüßt von

Regina