Puuuh, bei mir war ganz schön viel los in den letzten Wochen! Heute komme ich endlich dazu, den Post über meine letzte VHS-Wildkräuterwanderung mit anschließendem Wald- und Wiesenpicknick zu schreiben. Einen großen Dank an meine Teilnehmer: Mit euch unterwegs zu sein, war einfach super! Es hat mir riesige Freude bereitet, euch die Welt der wilden Pflanzen näherzubringen.
Auch gleich zu Anfang ein herzliches Dankeschön an dich, liebe Diana, für die vielen wunderschönen Fotos, die du gemacht hast ♥! Du hast mit ihnen unsere kleine Wanderung sehr eindrucksvoll dokumentiert.

Morgens um 9:00 Uhr starteten wir mit unserer herbstlichen Tour. Es lag noch Tau auf den Blättern. Zum Glück kam die Sonne heraus und ließ den leichten Nebel verschwinden. Auf schmalen Pfaden ging es durch den Plattenwald.
Der Herbst ist eine besondere Zeit für Wildpflanzensammler. Man findet gerade noch viele grüne Kräuter, die uns mit wertvollen Vitalstoffen versorgen.
Der Oktober ist aber auch die Zeit der Früchte: Beeren, Nüsse, Samen sind wahre Immunbooster, die sich gut in den täglichen Speiseplan integrieren lassen.
Auch wilde Wurzeln kann man nun bis zum Ende des Winters ernten. Sie enthalten in der kalten Jahreszeit ganz besonders viele gesunde Inhaltsstoffe, die unseren Körper stärken.
Passend dazu schauten wir uns einiges an…

Die Große Brennnessel (Urtica dioica) ist eine zweihäusige Pflanze. Aus ihren weiblichen Blüten entstehen die kleinen Nüsschen. Ab Ende August bis weit in den Herbst hinein kann man sie ernten. Die winzigen Früchte sind geballte Energie-Bündel, enthalten jede Menge Vitamin E, Linolsäure, wichtige Enzyme und Pflanzenhormone.

Auf dem kleinen Waldweg gleich hinter den Dauergärten machten wir einen kleinen Test: Mögt ihr den Geruch des Stinkenden Storchschnabels oder empfindet ihr ihn als unangenehm? Wie sieht es mit dem Gundermann aus? Unser limbisches System hat die Fähigkeit tausende von Düften zusammen mit Erfahrungen und Gefühlen abzuspeichern.

Den Gundermann (Glechoma hederacea) werdet ihr ab jetzt sicher an seinem Geruch erkennen. Er gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblütler.

Die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) sieht dem Gundermann tatsächlich etwas ähnlich. Ihre Blätter sind allerdings nicht so stark gekerbt, sondern eher gewellt. Auch der Geruch nach Knoblauchöl ist ein Hinweis. Die Knoblauchsrauke bildet im ersten Jahr nur diese Blattrosetten.

Knoblauchsrauke enthält u.a. Senfölglycoside (wie alle Kreuzblütler), wirkt antibakteriell, antiseptisch, leicht harntreibend, blutreinigend und unterstützt die Verdauung.

Auch die Wurzel der Knoblauchsrauke kann man wunderbar in der Küche verwenden. Bei zweijährigen Pflanzen gräbt man die Wurzel im ersten Jahr. Im zweiten Jahr, nachdem die Pflanze geblüht hat, verholzt die Wurzel.
Selbstverständlich gräbt man nie die Wurzeln eines ganzen Bestandes aus, die Pflanzen sollen sich ja weiter vermehren können.

Dann wollte ich euch natürlich auch eine zweijährige Knoblauchsrauke zeigen, die schon verblüht ist. Es war gar nicht einfach, eine zu finden…

Kein Wunder – nicht gerade spektakulär. Aber ihr konntet sehen, wie die Samen in den Schoten sitzen. Selbst in getrocknetem Zustand schmeckt man noch deutlich die Senfölglykoside.

Dann ging es weiter zum Biotop Pfaffenrinne.

Auf der Magerwiese findet man die tollsten wilden Pflanzenschätze: Echtes Labkraut, unterschiedliche Schafgarben, Flockenblumen, Königskerzen, Fingerkräuter, Quendel oder auch den Wilden Dost.

Der Wilde Dost (Origanum vulgare) gehört in die Pflanzenfamilie der Lippenblütler. Wir betrachteten seine winzigen Blütchen und fühlten die Form des Stängels. Tatsächlich vierkantig!
Der Dost ist als Heilkraut schon seit dem Mittelalter bekannt. Er hat eine antibakterielle, antivirale, antiseptische und antimykotische Wirkung, ist schmerzstillend, verdauungsanregend, krampf- und schleimlösend.
Auch in der Wildkräuterküche macht er sich gut mit seinem mediterranen Aroma.

Dann standen unterschiedliche wilde Sträucher auf dem Programm:
Schlehe (Prunus spinosa), Hundsrose (Rosa canina) und Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna). Alle drei gehören zur Familie der Rosengewächse.
Rosengewächse bilden ganz unterschiedliche Früchte aus. Auch Erdbeeren oder Brombeeren gehören dazu sowie viele unserer heimischen Obstgehölze.

Pflanzen wollen sich in erster Linie vermehren. Sie möchten, dass ihre Früchte gefressen und so ihre Samen verteilt werden.
Rottöne und dunkelblau-schwarze Töne sind Signalfarben für Vögel und viele Säugetiere. Sie zeigen den Tieren: „Nun bin ich reif und schmecke lecker“.
Hier kommen die Pflanzenfarbstoffe ins Spiel, die allesamt starke Antioxidantien sind, freie Radikale binden, sehr immunstärkend und zellerneuernd wirken.

Den Weißdorn schauten wir uns dann noch etwas genauer an. Die Beeren enthalten sehr viel Vitamin C und B, Gerbstoffe, Flavonoide und oligomere Procyanidine (OPC). Procyanidine gehören auch zu den Pflanzenfarbstoffen, wirken stark antioxidant, gefäßschützend, verbessern nachgewiesen die Durchblutung der Herzkranzgefäße, stärken das Herz und senken den Blutdruck. Man findet sie beispielsweise in Traubenkernextrakten, Preisel- und Heidelbeeren, Hagebutten und vielen Nüssen.
Wie fandet ihr den Geschmack der kleinen Steinfrüchte? Ziemlich mehlig, oder? Wegen der gesunden Inhaltsstoffe verwende ich die roten Beeren trotzdem sehr gerne in meinen Rezepten. Es lässt sich einiges Leckere damit zubereiten. Am Ende unserer Tour konntet ihr euch davon überzeugen.

Auf dem Jakobsweg ging es nun weiter, immer an der Murr entlang.

Zu Beginn der „Grashüpferwiese“ wuchs Giersch in ganzen Massen. Der Giersch (Aegopodium podagraria) ist eine unserer ältesten Wildgemüse- und Heilpflanzen.
Die Erkennungszeichen des „Dreiblattes“ kann man sich gut merken.

Sammelt nur knackfrischen Giersch, der gerade austreibt. Frau Dr. Klemme nannte ihn immer „Klappgiersch“.

Ein schmaler Trampelpfad führte uns über die Wiese…

Auf einer artenreichen Wiese könnt ihr die unterschiedlichsten Kräutlein finden. Ein jedes hat sein eigenes, unverwechselbares Aroma. Man findet hier alle Nuancen von bitter, gerbstoffhaltig, ätherisch, pilzartig bis säuerlich und süß.

Extensiv bewirtschaftete Wiesen bieten zahlreichen Pflanzen- und Tierarten, wie seltenen Wildblumen, Gräsern, Heuschrecken, Schmetterlingen, Vögeln (Wiesenbrütern!) und Säugetieren wichtige Lebensräume.

Und Wiesen sind wahre Apotheken. Wir fanden etliche Kräuter, die hier haufenweise wuchsen und nachgewiesene Heilwirkung haben. Allen voran die Schafgarbe (Achillea millefolium) oder der Spitzwegerich (Plantago lanceolata).

Nach dem „Märchen vom Weißdorn“ ging es schon langsam in Richtung Picknickplatz.

Auf unserem Weg dorthin machten wir einen kleinen Halt beim Drüsigen Springkraut (Impatiens glandulifera), um die kleinen Samen zu testen. Sie sind in rohem oder auch in reifem Zustand essbar, enthalten u. a. Parinarsäure (die zu den Omega-3-Fettsäuren zählt) und schmecken ein wenig wie Haselnüsse.

Auch die pinkfarbenen Blüten des Springkrauts sind essbar und geben Sirup oder Gelee eine knallige Farbe. Die Blätter der Pflanze wirken in rohem Zustand stark abführend, gekocht wären sie genießbar. Ihren Geschmack finde ich allerdings „so lala“ und man muss ja nicht alles essen, oder?

Dann sahen wir etliche Stellen mit Ackerminze (Mentha arvensis). Vermutlich hat ihr der viele Regen gutgetan – Ackerminze wächst am liebsten auf feuchten Böden.
Auch sie gehört zur Familie der Lippenblütler. Wie hübsch die kleinen lilafarbenen Blütenquirle aussehen.
Wir testeten den Geschmack der Ackerminze: mild minzig, orangig, ein bisschen wie Honig… auf jeden Fall erfrischend.

Die Wurzel der Echten Nelkenwurz (Geum urbanum) wollte ich euch auch noch zeigen. Wie schon erklärt, sind Wurzeln die Speicherorgane der Pflanzen. Sie enthalten alle wichtigen Inhaltsstoffe, die die Pflanzen im Frühling für den Neuaustrieb brauchen.
Es ist für mich immer wie ein kleines Wunder, wenn man die Wurzel der Nelkenwurz aufschneidet. Ihr Inneres ist purpurfarben und dem Wurzelwerk entströmt ein kräftiger Nelkenduft. Die Wurzeln könnt ihr trocknen und fein mahlen. Als Nelkenpulver-Ersatz verwende ich sie in Kompott, Weihnachtsgebäck oder auch in pikanten Gerichten.

Wir schnupperten alle an meinem mitgebrachten Nelkenwurz-Pulver.

Am Ende unserer kleinen Wildkräuterwanderung sahen wir noch ein riesiges Feld mit Grüner Minze (Mentha spicata), die auch Ährige Minze genannt wird. Sie schmeckt mild, fein und ein wenig süßlich.

Mittlerweile hatte Harald das Picknick zu uns in den Wald gebracht.

Viele der wilden Kräuter und Pflanzen, die wir uns heute angeschaut hatten, fand man nun wieder…

Es gab eine Weißdorn-Kürbissuppe, pikante Kornelkirschenbutter, Pesto aus Weißdornbeeren, einen Datteldip, frisches Walnussbrot, Mini-Quiches und den Adam & Eva Apfelkuchen. Die Rezepte, die nicht verlinkt sind, werde ich so nach und nach veröffentlichen.

An der frischen Luft schmeckt es immer am besten.

Kleine Versucherle aus allem, was der Herbst so bietet: Frischen Kräutern, Beeren, Nüssen, Samen und Wurzeln.

Rotes Pesto aus den Beeren des Weißdorns mit Äpfeln, Sonnenblumenkernen und Dost; Datteldip mit Grüner Minze, Blättern und Wurzeln der Knoblauchsrauke und pinkfarbene Butter aus Kornelkirschen…

…Mini-Quiches mit Dost und Brennnesseln, Apfelkuchen mit Brennnesselsamen und Rosenblüten-Zucker und natürlich Kürbissuppe mit Mus aus Weißdornbeeren.
Ganz gemütlich ließen wir unsere Wildkräutertour ausklingen. Superschön war’s mit euch allen!!!
Nun wünsche ich euch eine schöne Restwoche. Fühlt euch feste gedrückt!
Herzliche Grüße von
Regina