Ein kleines bisschen kann man ihn schon spüren, den Frühling. Die Tage werden länger und bei meinem Waldspaziergang sah ich gestern ganze Schwärme von Buchfinken und Meisen. Wie in jedem Jahr freue ich mich unendlich auf wärmere Temperaturen und die ersten knackfrischen Wildkräuter.

Warmer Grünkohl-Hirsesalat mit Scharbockskraut

Meinen warmen Hirsesalat mit Grünkohl essen wir alle super gerne. Heute musste ich diesem Wintergericht unbedingt einen Hauch Frühlingsgrün verpassen und habe es mit ein paar frisch gesammelten Scharbockskraut-Blättchen aufgepeppt.

Warmer Grünkohl-Hirsesalat mit Scharbockskraut

Grünkohl hat mittlerweile sein „verstaubtes“ Image verloren. Als „Kale“ ist unser gutbürgerliches Wintergemüse in aller Munde und wird als angesagtes Superfood gehypt.

Und das zu Recht: Grünkohl ist wirklich eine Nährstoffbombe. Eine Tasse gekochter Grünkohl enthält mehr als doppelt so viel Vitamin C wie die gleiche Menge Spinat und das zweifache der empfohlenen Tagesmenge für Erwachsene.
Zusätzlich enthält Grünkohl jede Menge Eisen, Zink, Kalium, Kalzium, Magnesium und Folsäure, Betacarotin und die Vitamine B1, B2, B6 und E.
Das im Grünkohl enthaltene Chlorophyll wirkt im Körper als antioxidativer Radikalenfänger und unterstützt zudem die Blutreinigung und Blutbildung.

Vitamin C und Folsäure sind allerdings hitzeempfindlich. Darum verzehrt den Grünkohl am besten roh oder erhitzt ihn nur ganz kurz.

Warmer Grünkohl-Hirsesalat mit Scharbockskraut

Den Hirsesalat könnte ich gerade jede Woche zubereiten. Die Aromen von Grünkohl, Kürbis, Ingwer und Knoblauch harmonieren ganz wunderbar. Granatapfelkerne und Orangensaft geben dem Ganzen noch etwas fruchtig Frisches.

Der Geschmack des Scharbockskrauts passt super zu diesem Gericht. Ganz frisch ausgetriebene Scharbockskraut-Blätter schmecken gerade noch sehr mild, leicht säuerlich und ein wenig nussig. Sie erinnern mich an Ackersalat.

Haltet einmal Ausschau nach den ersten Blättchen…

Gewöhnliches Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)

Bereits im sehr zeitigen Frühjahr könnt ihr das Gewöhnliche Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) bei uns entdecken.

Es liebt feuchte, nährstoff- und basenreiche Böden. Man findet es in Auenwäldern, in lichten Laubmischwäldern, auf Obstwiesen oder in Parks.

Das Pflänzchen kommt sehr häufig vor und besiedelt mit seinen kleinen dunkelgrünen Blättern gerne ganze Flächen.

Gewöhnliches Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)

Die Form der glänzenden Blättchen könnt ihr hier gut erkennen: Sie ist rundlich bis herzförmig. Der Blattrand ist gekerbt oder schwach gesägt. Die Blattoberfläche ist unbehaart und man sieht deutlich die Blattnerven. Jedes Blatt ist lang gestielt, wobei sich die Blattstängel etwas zu Boden neigen.

Als typischer Frühblüher bildet das Scharbockskraut seine leuchtend gelben Blüten bereits im März aus und blüht meist bis weit in den Mai hinein.

Jede Blüte hat dann acht bis elf Blütenblätter und drei Kelchblätter. Im Zentrum der Blüte findet man zahlreiche gelbe Staubblätter, die jede Menge Pollen enthalten. Für viele Insekten ist das Scharbockskraut eine der ersten Nahrungsquellen im Frühling.

Gewöhnliches Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)

Das Scharbockskraut vermehrt sich hauptsächlich durch sogenannte Brutknöllchen. Diese „kleinen Kügelchen“ bilden sich in den Blattachseln der unteren Blätter (davon muss ich unbedingt mal ein Foto für euch machen!). Beim Verwelken lösen sich die Knöllchen von der Pflanze und entwickeln wieder neue, wurzelnde Triebe.

Im Boden, dicht unter der Erdoberfläche, bildet die Pflanze kleine keulenartige Wurzelknollen (Bulbillen) aus, die als Speicherorgane für Stärke dienen.

Im Volksmund wurde das Scharbockskraut auch „Himmelsbrot“ oder „Himmelsgerste“ genannt. Wenn sich die Pflanze Ende Mai zurückzieht, bleiben die Brutknöllchen zurück, die manchmal vom Regen zusammengespült werden. Das sieht dann tatsächlich aus, als hätte es Getreidekörner geregnet.

In nahrungsarmen Zeiten trocknete man die Brutknollen zusammen mit den Wurzelknollen des Scharbockskrautes. Daraus wurde Mehl gemahlen und zu Brot weiterverarbeitet.

Gewöhnliches Scharbockskraut (Ranuculus ficaria)

Das Gewöhnliche Scharbockskraut enthält neben Gerbstoffen und Saponinen sehr viel Vitamin C.

Im Mittelalter bis hin zur frühen Neuzeit war es darum eine der wichtigsten Heilpflanzen gegen Skorbut. Nach langen kalten Wintern konnte sich insbesondere auch die ärmere Bevölkerung durch Scharbockskraut mit fehlendem Vitamin C versorgen.
Auch auf Seereisen gehörte das Kraut zum Reiseproviant und wurde von Seefahrern gegessen, die meist kein frisches Gemüse und Obst zur Verfügung hatten.

Diese Nutzung lässt sich aus dem Namen der Pflanze ableiten: „Scharbock“ war der altdeutsche Name für Skorbut.

Durch seine Inhaltsstoffe wirkt das Scharbockskraut blutreinigend und hilft gegen Frühjahrsmüdigkeit.

Tee aus getrockneten Blättern findet Anwendung bei Hautunreinheiten.

Gewöhnliches Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)

Das Gewöhnliche Scharbockskraut gehört zur Pflanzenfamilie der Hahnenfußgewächse. Viele von euch, die regelmäßig auf meinen Touren mit dabei sind, wissen, dass die meisten der bei uns vorkommenden Hahnenfußgewächse giftig bis extrem giftig sind.

So ist auch beim Scharbockskraut Vorsicht geboten. Man sollte die Blätter wegen des enthaltenen Protoanemonins nur in kleinen Mengen und auf jeden Fall nur VOR der Blütezeit konsumieren. Nach der Blütezeit nimmt der Gehalt an Protoanemonin und damit die Giftigkeit der Pflanze deutlich zu.

Man schmeckt es übrigens auch. Wie schon beschrieben, schmecken die ganz frisch ausgetriebenen Blätter momentan noch recht mild. In ein paar Wochen wird der Geschmack dann intensiver, irgendwie schärfer (für mein Empfinden unangenehm) – dann mag ich die Blättchen nicht mehr so gerne.

Das Protoanemonin findet man ausschließlich in frischen Pflanzenteilen. Beim Trocknen für Tee wird das Protoanemonin in das nicht giftige Anemonin umgewandelt.

Also bitte unbedingt beachten:

Nur kleine Mengen der frisch ausgetriebenen Blättchen verzehren. Sobald sich die gelben Blüten zeigen – Finger weg vom Scharbockskraut!!!

In Schwangerschaft und Stillzeit sollte auf die innere Einnahme des Krauts verzichtet werden. Auch Kleinkinder sollten kein frisches Scharbockskraut zu sich nehmen.

Blättchen vom Gewöhnlichen Scharbockskraut (Ranunculus ficaria)

Es reichen sowieso schon ganz wenige der vitaminreichen Blättchen aus, um von der blutreinigenden und belebenden Wirkung zu profitieren.

Warmer Grünkohl-Hirsesalat mit Scharbockskraut

Das Aroma passt wunderbar zu Frühlings-Salaten, in Smoothies oder Kräuterquark. Auch eure Gemüsegerichte könnt ihr damit aufwerten.

Warmer Grünkohl-Hirsesalat mit Scharbockskraut

Nun aber zum Rezept…

Warmer Grünkohl-Hirsesalat mit Scharbockskraut

Warmer Grünkohl-Hirsesalat mit Scharbockskraut

Zutaten:

160 g Hirse
150 g Grünkohl
½ kleine Handvoll frisch ausgetriebene Scharbockskraut-Blätter
1 kleiner Hokkaido-Kürbis (etwa 800 g)
1 Chilischote
1 Orange
40 g Ingwer
2 Knoblauchzehen
80 g Walnusskerne
1 Granatapfel
14 EL Olivenöl
4 EL Apfelessig
Salz und Pfeffer

Zubereitung:

Den Backofen auf 200°C Ober- und Unterhitze vorheizen. Den Hokkaido waschen, halbieren und die Kerne entfernen. In mittelgroße Stücke schneiden. Ingwer schälen und ganz klein schneiden oder reiben. Die Knoblauchzehen schälen und fein hacken. Die Chilischote waschen, entkernen und fein würfeln. Alles in eine Schüssel geben und mit 6 EL Olivenöl vermengen. Mit Salz und Pfeffer gut würzen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech geben. Im vorgeheizten Backofen ca. 20 Minuten backen.

Die Walnüsse grob hacken und 10 Minuten vor Ende der Garzeit über die Kürbisse geben.

In der Zwischenzeit die Hirse nach Packungsanweisung in Salzwasser kochen.

Den Grünkohl waschen, trockenschleudern, den Strunk herausschneiden und in grobe Stücke zupfen. Mit 2 EL Olivenöl in einer großen Pfanne kurz anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen.

Den Granatapfel aufschneiden und (am besten in einer Schüssel mit Wasser – dann spritzt es nicht so) in Stücke brechen und die Kerne herauslösen.

Die Orange halbieren und den Saft auspressen.

Für das Dressing 6 EL Olivenöl, Orangensaft und Apfelessig verrühren. Mit Salz und Pfeffer würzen.

Die Scharbockskraut-Blättchen vorsichtig waschen und trockenschleudern.

Den gebackenen Kürbis, die Hirse, den gebratenen Grünkohl und die Granatapfelkerne mit dem Dressing vermengen und einige der Scharbockskraut-Blättchen über das Gericht geben. Warm servieren.

Warmer Grünkohl-Hirsesalat mit Scharbockskraut

Ich bin sehr gespannt, wie euch mein Hirsesalat schmecken wird! Selbstverständlich könnt ihr ihn auch ohne Scharbockskraut zubereiten.

Noch ein Tipp meiner Tochter: Probiert auch mal gebackenen Ziegenkäse dazu – das passt wunderbar.

Warmer Grünkohl-Hirsesalat mit Scharbockskraut

Schaut einmal, wie schön die Sonne beim Fotografieren zum Fenster hereinschien!

Ja, juhuuu, man kann es nicht leugnen: Der Frühling wird nicht mehr lange auf sich warten lassen!!!

Ich freue mich riesig auf das kommende Wildkräuterjahr, auf Vogelgezwitscher, Sonnenschein, kulinarische Inspirationen und neue Begegnungen.

Bleibt gesund, ihr Lieben!

Herzliche Grüße von

Regina