Ende August verbrachten wir wieder einige Tage auf dem Hofgut Hopfenburg bei Münsingen. Dieses Mal hatten wir ein Tinyhäuschen gemietet.
Ich bin sooo gerne dort!!! Schon beim Ankommen spürt man die besondere Stimmung dieser idyllischen Ferienanlage inmitten des Naturreservats.
Wie hingestreut, und mit reichlich Platz drumherum, findet man hier bunte Schäfer- und Zirkuswagen, Tipis oder Jurten in denen man übernachten kann. Ein kleines Paradies, nicht nur für Kinder!
Neben den ausgefallenen Unterkünfte wachsen wilde Kräuter, heimische Beerensträucher und Obstbäume mit alten Sorten.
Als wir dort waren, hingen die Ebereschensträucher voll mit großen, reifen Beeren. Ihr kennt mich ja, an solcher Pracht komme ich einfach nicht vorbei.
Ich freute mich riesig über die Erlaubnis, die Früchte eines Strauches ernten zu dürfen (selbstverständlich behutsam und auch für die Vögel blieb noch reichlich übrig).
Auf unserer Wanderung am letzten Urlaubstag sammelten wir dann noch Holunderbeeren, Kornelkirschen, frische Schafgarbe…
Unsere gesammelten Schätze für zuhause – zum Weiterverarbeiten und Einfrieren.
Seit vielen Jahren produziere ich am Ende des Sommers einen alkoholfreien Aperol aus Ebereschenbeeren und Wildkräutern.
Dieses Mal gab ich noch einige der gefundenen Holunderbeeren dazu – super für Farbe und Geschmack! Wir hatten sooo viele Beeren gesammelt – ich konnte die achtfache Menge des Rezepts produzieren.
Wie lange unser Aperol-Vorrat wohl dieses Jahr halten wird?
Meine Familie ist sich einig: So genial hat der wilde Ebereschen-Aperol noch nie geschmeckt! Ab jetzt werde ich wohl immer Holunderbeeren mitköcheln.
Die Eberesche (Sorbus aucuparia) gehört zur Pflanzenfamilie der Rosengewächse. Man erkennt den Strauch an den gefiederten Blättern, die oft bis zum Grund gesägt sind und an den orangeroten Apfelfrüchten.
Vögel lieben die Beeren mit ihrer knalligen Signalfarbe, die früher tatsächlich als Köder im Vogelfang eingesetzt wurden. Vermutlich hat auch der wissenschaftliche Name dort seinen Ursprung: „aucuparia“ – (au kommt von avis – der Vogel und cuparia von capere – fangen).
Vielleicht kennt ihr die „Vogelbeere“ auch aus eurer Kindheit? Meine Großmutter erklärte uns immer, dass nur Vögel die Beeren fressen dürfen, dass sie für uns Kinder aber giftig seien.
So ganz recht hatte meine Oma damit nicht. Die rohen Früchte enthalten Spuren des Bitterstoffes Parasorbinsäure, der, in größeren Mengen verzehrt, Erbrechen und Durchfall auslösen kann. Gekocht sind die Beeren aber komplett unbedenklich. Durch den Kochvorgang wird die Parasorbinsäure in Sorbinsäure umgewandelt.
Aus Ebereschenbeeren wurde im Jahr 1895 erstmals Sorbinsäure isoliert und als Konservierungsmittel für Lebensmittel verwendet (heute werden Sorbate synthetisch hergestellt). Sorbinsäure ist also ein „natürliches Konservierungsmittel“. Vielleicht behält Ebereschenmarmelade darum so lange ihre knallorange Farbe?
Probiert ruhig mal ein frisches Ebereschen-Äpfelchen! Das fühlt sich wirklich an, als hätte man eine kleine „Vitamin-C-Bombe“ im Mund.
Die Beeren der Eberesche sind enorm gesund. Sie enthalten u. a. sehr viel Vitamin C (auch noch sehr viel nach dem Kochvorgang), Zitronen- und Apfelsäure, Parasorbinsäure, Gerbstoffe, Sorbit, Pektine und Carotinoide.
Sie tun unserem Verdauungssystem Gutes (auch nach Antibiotikagaben oder Darmerkrankungen), wirken leicht harntreibend, entzündungshemmend, schleimlösend, stärken unser Immunsystem, kräftigen und beleben unseren gesamten Organismus.
Noch ein Tipp: Im Garten meines Vaters haben wir im letzten Jahr eine Mährische Eberesche (Sorbus aucuparia Edulis) gepflanzt. Sie bildet sehr große Früchte aus, die man auch roh verzehren kann, da sie komplett frei von Parasorbinsäure sind.
Ihr könnt ein gesundes Mus oder Marmelade aus Ebereschenfrüchten herstellen. Am leckersten finde ich die Kombination mit Äpfeln oder Birnen. Auch mein Ebereschenlikör kommt immer gut an.
Unser Lieblingsprodukt ist aber eindeutig der Aperol. Davon stelle ich jedes Jahr etliche Flaschen her, meist geht mein Vorrat allerdings schon im Frühling aus.
Wilder Aperol
Zutaten:
200 g Ebereschenbeeren
50 g Holunderbeeren
200 g Zucker
1 – 2 EL Schafgarbenblätter und Blüten, grob zerkleinert
1 – 2 EL Beifußblätter, grob zerkleinert
1 TL Samen der Wald-Engelwurz
1 unbehandelte Zitrone
1 Liter Wasser
Zubereitung:
Beeren abzupfen und waschen, Kräuter waschen und zerkleinern. Die Zitrone gut waschen und abschälen. Die Beeren, mit den Kräutern, der Zitronenschale, Wasser und Zucker in einen großen Topf geben und aufkochen. Etwa 5 Minuten sprudelnd kochen lassen, dann die Beeren mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken. Weitere 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen. Anschließend die Flüssigkeit durch ein mit einem Passiertuch ausgelegtes Sieb abseihen. Die Flüssigkeit nochmals aufkochen und heiß in sterile Flaschen abfüllen.
Ich liebe den leicht bitteren Geschmack meines „Wald-Aperitifs“! Das Aroma ist sehr besonders.
Auch unsere Gäste sind immer überrascht, dass man so etwas Leckeres aus Ebereschenbeeren herstellen kann.
Am liebsten genießen wir den wilden Aperol „on the rocks“. Aber experimentieren ist erlaubt – auch als Begrüßungscocktail mit 1/3 Aperol und 2/3 Mineralwasser aufgegossen, mit Prosecco oder Wodka ist er ein Knaller!
Nun wünsche ich euch ein schönes Restwochenende. Lasst es entspannt ausklingen! Bis bald, meine Lieben.
Herzlichst
Regina
Disclaimer: Wer selbst Wildkräuter und -pflanzen sammelt und nutzt, muss in der Lage sein, die Pflanzen eindeutig zu erkennen. Bei Unsicherheit ist von der Nutzung unbedingt abzusehen! Die auf unserer Seite zur Verfügung gestellten Informationen sind sorgfältig zusammengetragen und recherchiert. Die vorgestellten Hausmittel und Rezepte ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Anwendung bei Babys, Kindern und Schwangeren sollte nur mit vorheriger Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Bei unklaren, akuten, schweren und anhaltenden Gesundheitsbeschwerden reichen Hausmittel nicht aus und es sollte ein Arzt konsultiert werden. Das Nachmachen der Rezepte und die Anwendung unserer Tipps geschieht auf eigene Verantwortung.