Petersilie war für mich immer ein etwas „angestaubtes“ Küchenkraut, das meine Oma sehr gerne und häufig verwendete. Nachdem ich mich aber intensiver mit der Pflanze beschäftigt habe, sehe ich sie mit anderen Augen. Mittlerweile ist sie ein fester Bestandteil meiner Küche und ich bin nicht nur von ihrem Aroma sondern auch von ihrer Wirkung begeistert.
Petersilie ist eine sehr alte Gewürz- und Heilpflanze. Sie wird seit Tausenden von Jahren von Menschen genutzt und angebaut. Schon die alten Griechen schätzten vor allem ihre kräftigende und aphrodisierende Wirkung und sahen dieses Kraut als heilig an.
Vermutlich kam die Petersilie durch die Römer nach Mitteleuropa, wo sie ab dem frühen Mittelalter in Klostergärten kultiviert wurde.
Auch im wunderschönen Hildegard-Heilkräutergarten des Hildegard Forums der Kreuzschwestern auf dem Binger Rochusberg findet man die Petersilie in den Beeten zusammen mit Marienblatt, Ysop, Bertram, Wermut, Alant, Schwarzkümmel, Ringelblume, Mutterkraut, Mariendistel, Gartensalbei, Lavendel, Scharlachsalbei, Stockmalve, Bohnenkraut, Fenchel, Sellerie, Küchenzwiebel, Knoblauch, Dill, Liebstöckel, Pfingstrose, Weinraute, Zitronenmelisse, Madonnenlilie u. v. m.
Bei unserer kleinen Reise auf den Spuren Hildegards übernachteten Harald und ich im Hildegard Forum, was wir euch sehr empfehlen können.
Und den Heilkräutergarten, den müsst ihr euch wirklich anschauen, wenn ihr in Bingen seid! Er entstand 1998 zum 900. Gedächtnisjahr Hildegard von Bingens nach mittelalterlichem Vorbild.
Die Petersilie (Petroselinum crispum) gehört zur Pflanzenfamilie der Doldenblütler. Sie ist eine 2-jährige, krautige, bis
30 cm hohe Pflanze und hat langgestielte, mehrfach gefiederte Blätter.
Im Juni/Juli erscheint ihr bis 60 cm hoher Blütenstängel mit gelblich grünen Doldenblüten. Ihre Wurzel ist rübenförmig.
Petersilie enthält u. a. viele ätherische Öle (Phenylpropane wie beispielsweise Apiol, Myristicin), Flavonoide, Furanocumarine, Bitterstoffe, Provitamin A, Vitamin E und jede Menge Vitamin C, Mineralien wie Kalium, Kalzium, Phosphor, Eisen, Magnesium, Mangan und Kupfer.
In der Heilkunde verwendet man sämtliche Teile wie Blätter, Wurzeln und Früchte (Samen).
Die Inhaltsstoffe der Petersilie wirken harntreibend, verdauungsanregend, krampflösend, menstruationsfördernd, Wehen fördernd, Nachgeburt austreibend, schleimlösend, belebend, gegen Frühjahrsmüdigkeit, tonisierend und immunstärkend.
Wichtig:
Schwangere sollten Petersilie nicht in größeren Mengen verwenden, da sie Apiol enthält, eine Substanz, die die Aktivität der Gebärmutter verstärken und damit Wehen auslösen kann. Auf Petersilienwurzel sowie Petersilienöl sollte wegen der besonders hohen Apiol-Konzentration während der Schwangerschaft möglichst ganz verzichtet werden.
Patienten mit Nierenentzündung sollten auf die Petersilie als Heilpflanze verzichten.
Auch Gesunde sollten Petersilie nicht im Übermaß zu sich nehmen. In starker Überdosierung wird Petersilie giftig und kann z. B. zu Herzrhythmusstörungen führen oder die Nierenschleimhäute reizen.
Solche Überdosierungen treten allerdings nur auf, wenn man die Samen oder Wurzeln als Tinktur anwendet und nicht bei der normalen Benutzung der Petersilienblätter in der Küche.
Bei manchen Menschen kann zuviel Petersilie auch eine erhöhte Photosensibilisierung auslösen.
Auch Hildegard von Bingen lobte die Petersilie „De Petroselino“ und setzte sie gegen verschiedene Leiden ein.
Sie empfahl das Kraut roh oder gekocht besonders bei Magen- und Verdauungsbeschwerden, bei Nieren- und Blasensteinen oder Wasseransammlungen im Gewebe.
Umschläge aus Petersilie, Fenchel und Salbei verordnete sie bei „Lähmungen“, womit sie vermutlich Gicht und Arthritis meinte – Leiden, bei denen Zubereitungen mit Petersilie auch heute noch Anwendung finden.
Sie empfahl einen Petersilienwein als sehr gutes Universalmittel zur allgemeinen Kräftigung und um Herz und Milz zu stärken:
„Wer im Herzen oder in der Milz oder in der Seite Schmerzen leidet, der koche Petersilie in Wein unter Zugabe von etwas Essig und reichlich Honig und seihe durch ein Tuch ab. Den so zubereiteten Wein trinke er oft, und es heilt ihn.“
Hildegard von Bingen
Hildegards „Herzwein“ kann man aus Petersilie, Rotwein, Weinessig und Honig ganz einfach selber herstellen.
Das Rezept habe ich heute für euch dabei…
Petersilienwein nach Hildegard von Bingen
Zutaten:
10 Stängel frische Petersilie mit Blättern
2 EL Weinessig
80 – 150 g Honig (bei Diabetikern nimmt man nur 80 g Honig pro Liter)
1 Liter Rotwein
Zubereitung:
Die Petersilie und der Wein werden 5 Minuten lang aufgekocht. Anschließend gibt man den Honig und den Weinessig hinzu und köchelt bei geschlossenem Deckel 5 Minuten weiter.
Das Ganze muss gekocht werden, denn nur in der Hitze entsteht aus der Petersilie und dem Honig die wirksame Herzglykosidverbindung.
Der Petersilienweinsud wird nun durch ein feines Tuch abgefiltert und in sterile Flaschen gefüllt.
Den Petersilienwein im Kühlschrank lagern.
Verwendet reine, unbelastete Zutaten, möglichst in Bio-Qualität, dann habt ihr das Optimale für eure Gesundheit getan.
Die Wirkung des Petersilientranks könnt ihr durch Zugabe von 25 – 30 Tropfen Weißdorn (Crataegus Urtinktur) noch verstärken. Man erzielt damit eine noch stärkere Durchblutung des Herzmuskels und eine zusätzliche Stärkung des Herzens.
Anwendung und Wirkung des Petersilienweins:
Als Kuranwendung 6 Wochen lang ca. 2 – 4 cl Petersilienwein 3 mal täglich nach den Mahlzeiten einnehmen.
Der Petersilienwein soll Herz und Kreislauf sowie das Immunsystem stärken. Außerdem soll er die Funktion von Magen-Darm und Nieren verbessern.
Wichtig:
Die Einnahme des Herzweins ersetzt bei Beschwerden nicht den Besuch beim Arzt!
Bei Vorerkrankungen, z.B. der Leber, sprecht die Einnahme unbedingt mit eurem Arzt ab!
Der Petersilientrank findet auch Verwendung bei der kleinen Herzkur nach Dr. Hertzka. Vielleicht habt ihr davon schon gehört?
Dabei nimmt man täglich ein Likörglas Petersilientrank sowie eine Messerspitze Galgantwurzelpulver ein.
Die kurmäßige Anwendungsempfehlung hierbei wären bis zu 6 Monate.
Das war‘s von mir zum Thema Petersilie. Das „alte“ Küchenkräutlein meiner Omi empfinde ich wirklich als kleines „Wunderkraut“ für die Gesundheit. Vielleicht könnt ihr meine Begeisterung nachvollziehen?
Ich wünsche euch einen gemütlichen und entspannten Sonntag.
Fühlt euch gedrückt von
Regina
Disclaimer: Wer selbst Wildkräuter und -pflanzen sammelt und nutzt, muss in der Lage sein, die Pflanzen eindeutig zu erkennen. Bei Unsicherheit ist von der Nutzung unbedingt abzusehen! Die auf unserer Seite zur Verfügung gestellten Informationen sind sorgfältig zusammengetragen und recherchiert. Die vorgestellten Hausmittel und Rezepte ersetzen nicht den Arztbesuch. Die Anwendung bei Babys, Kindern und Schwangeren sollte nur mit vorheriger Abklärung durch einen Arzt erfolgen. Bei unklaren, akuten, schweren und anhaltenden Gesundheitsbeschwerden reichen Hausmittel nicht aus und es sollte ein Arzt konsultiert werden. Das Nachmachen der Rezepte und die Anwendung unserer Tipps geschieht auf eigene Verantwortung.
Wie muss man den Petersilienwein lagern?
Liebe Gisela,
den Petersilienwein lagert man am besten dunkel und kühl. Ich habe meine Flasche immer im Kühlschrank stehen.
Viele Grüße
Regina